Die Elbe-Jeetzel-Zeitung berichtet 1987 in mehreren Beiträgen über die Sprengung und Demontage der Brückenteile auf DDR-Seite. Die Fotos dazu stammen alle von EJZ-Redakteur Reinhard Stremmler, der seine Aufnahmeserie hierzu dem Wendland-Archiv zur Verfügung gestellt hat.
25. Juni 1987
Sprengungen an der Eisenbahnbrücke
Dannenberg. Im Rahmen der Demontage des Überbaus der Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz werden am heutigen Donnerstag ab 14 Uhr Probesprengungen am 21. Pfeiler (vom bundesdeutschen Ufer gerechnet) am landseitigen rechten Ufer durchgefühlt. Das Ordnungsamt des Landkreises Lüchow-Dannenberg weist darauf hin, daß der Schiffsverkehr auf der Elbe aus Sicherheitsgründen jeweils kurzfristig gesperrt wird. Die Demontagearbeiten werden voraussichtlich am 30. Juni fortgesetzt.
3. Juli 1987
Ohne besondere Eile wird seitens der DDR die Demontage des östlichen Teils der zerstörten Dömitzer Eisenbahnbrücke vorgenommen. Es steht zu vermuten, daß sämtliche in die Elbe ragenden Teile der Brücke abgebaut oder gesprengt werden sollen. Derzeit ist man damit befaßt, die verrosteten Stahlträger der Brücke, die an Land gebracht wurden, zu zerschneiden. Nur eine relativ kleine Zahl von Arbeitern, die aber guten bewaffneten „Schutz“ genießt, ist mit den Arbeiten befaßt.
10. Juli 1987
Präzisionsarbeit leistete der Sprengmeister auf DDR-Seite am Donnerstagmittag: Eine dumpfe Detonation, eine Staubwolke, und prompt sank um 13.59 Uhr ein weiterer Pfeiler der Dömitzer Eisenbahnbrücke auf dem DDR-Ufer in sich zusammen; die stählernen Brückenbögen zum nächsten Pfeiler stürzten mit hinab. Da seitens der DDR die hiesigen Behörden lediglich kurzfristig über bevorstehende Sprengungen informiert werden, läßt sich nur erahnen, was drüben vor sich geht: Die Demontage der Brücke wird von der Landseite aus in Angriff genommen. Zwei der ursprünglich sechs Pfeiler sind jetzt beseitigt. Das eigentliche Ziel der Aktion dürften die drei im Wasser stehenden und die Schiffahrt einschränkenden Pfeiler sein, die vermutlich in den nächsten Wochen - auf welche Art auch immer - beseitigt werden.
14. Juli 1987
Wieder Sprengung
Lüchow. Nun geht es Schlag auf Schlag: Nach Information des Kreisordnungsamtes wird am heutigen Dienstag um 14 Uhr der dritte Pfeiler der Dömitzer Eisenbahnbrücke am DDR-Ufer gesprengt. Die Elbe wird für die Schiffahrt in jenem Bereich kurzfristig gesperrt werden.
27. August 1987
Der vorletzte Pfeiler der Dömitzer Eisenbahnbrücke am Ostufer der Elbe wurde gestern von DDR-Kräften gesprengt. Ziemlich genau um 14Uhr, wie nach Maßgabe des Verkehrsvertrages zwischen DDR und Bundesrepublik Deutschland angekündigt, zerlegte die Sprengladung den im Elbwasser stehenden Pfeiler, der noch das Drehteil der im Jahre 1873 erbauten und damals längsten Eisenbahnbrücke Deutschlands trug. Vergebens warteten Grenzschützer auf dem Westufer, die die Sprengung im Bild festhielten, auf eine zweite Detonation, die für den Rest des Widerlagers auf DDR-Seite avisiert worden war.
16.09.1987
Zwei Sprengungen beseitigten am gestrigen Dienstag die letzten Reste der Dömitzer Eisenbahnbrücke am DDR-Ufer. Der letzte Pfeiler in der Elbe wurde um 14.12 Uhr gesprengt, wenige Minuten später sank der Rest des Brückenwiderlagers in einer Staubwolke in sich zusammen. Kurz vor der Detonation waren im Geleit der Eisbrecher und Schlepper „Seebär“ und „Ren“ sowie die beiden Flußbagger „Roßlau“ und „Halle“ in den Dömitzer Hafen eingelaufen, mit deren Hilfe in den nächsten Tagen vermutlich das Flußbett von den Resten der Brückensprengung geräumt werden wird. Das Fundament des gesprengten Pfeilers blieb, soweit vom Westufer der Elbe zu erkennen war, weitgehend unversehrt. Von beiden Seiten der Elbe beäugten sich vor und nach der Sprengung intensiv zu Lande und zu Luft die Grenzschützer, wobei ein sowjetischer Kampfhubschrauber besondere Aufmerksamkeit beim BGS hervorrief.
5. November 1987
Ein "Doppelschlag" beendete am Dienstag, soweit abzusehen, die Reihe der Sprengungen an der Dömitzer Eisenbahnbrücke am DDR-Elbufer. Um 14.26 Uhr wurden die Fundamentreste des Mitte September gesprengten Brückenpfeilers in der Elbe zerfetzt, nur eine Minute später zerlegte eine weitere Sprengung die letzten Reste des Brückenwiderlagers am östlichen Elbufer. Hüben wie drüben beobachteten hochrangige Offiziere von Grenzschutz und Grenztruppen diesen letzten Akt der Demontage der Eisenbahnbrücke am Ostufer, die im zweiten Weltkrieg unterbrochen worden war und deren Reste auf bundesdeutscher Seite als Symbol für die deutsch-deutsche Teilung erhalten bleiben.