Lüchow - Familie Wilhelm Wellmann
Frau Christine Karsten, aufgewachsen in Lüchow, stellt folgende Fotos mit ihren Erinnerungen und Informationen über Lüchow und ihre Vorfahren zur Verfügung. Sie schreibt:
"Hallo lieber Herr Schoepe,
wir hatten vor einiger Zeit mal zum Thema „Wendland-Archiv“ telefoniert und vereinbart, daß ich Ihnen ein paar Fotos zuschicke.
Heute habe ich mich endlich aufgerafft, die alten Bilder und Fotoalben durchgeblättert und damit den heutigen Vormittag einer kleinen Reise in die Vergangenheit gewidmet. Anliegend erhalten Sie einige Bilder meiner Familie und auch Gruppenbilder von Hochzeiten und Schützenfesten, die ich nicht zuordnen kann.
Einige Bilder sind auf der Rückseite beschriftet und können deshalb ganz gut zugeordnet werden. Auf anderen Fotos erkenne ich meine Mutter oder meine Tante in jungen Jahren oder auch meinen Großvater. Von ihm habe ich auch ein Verbands-Wanderbuch von 1906 und eine Erlaubniskarte zum Viehankauf von 1922 entdeckt. Das Verbands-Wanderbuch meines Großvaters Wilhelm Wellmann ist ausgefertigt von seinem Bruder August Wellmann, der damals offensichtlich Obermeister der Fleischerinnung war. Ein paar Seiten weiter findet sich der Eintrag eines Schlachters aus Hamburg, wo er anscheinend von April 1906 bis August 1906 als Geselle gearbeitet hat.
Ich denke, die Familie Wellmann ist (oder war in meiner Generation) in Lüchow relativ bekannt. Vor allem durch die Schlachterei, die von meinem Onkel August Wellmann über viele Jahrzehnte geführt wurde. Auch sein Vater und sein Großvater hießen August und waren Schlachter.
Mein Urgroßvater August war mit Sophie verheiratet. Sie hatten 2 Söhne, August und Wilhelm, die ebenfalls beide Schlachter wurden. Da die Schlachterei aber nur von einem der Söhne geführt werden konnte, hat sich mein Großvater Wilhelm entschlossen, einen Viehhandel zu gründen. Das tat er in der Karl-Schultz-Straße 6.
Auch meine Mutter Lore Wellmann (später verh. Karsten) mußte mitarbeiten (Kühe melken, Feldarbeit) Das Foto links zeigt meine Mutter im Jahr 1941 beim Kühe melken. Damals war sie also 14 Jahre alt! Sie erzählte oft, daß sie vor der Schule noch zum Melken auf die Weide fahren mußte, die sich am Rehbecker Weg befand. Damals, vor dem Bau der Umgehungsstraße, war das die einzige Straße nach Rehbeck. Wahrscheinlich erinnern sich noch viele "Alt-Lüchower" daran.
Für 14jährige heute unvorstellbar, dass sie vor der Schule noch 2 km mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter zur Weide fahren und Kühe melken oder die Kühe in aller Frühe nach dem Melken im Stall, Karl-Schultz-Straße, zur Weide bringen müssen. Durch den Viehhandel und damit verbundener kleiner Landwirtschaft hatte meine Mutter allerdings auch das Glück, zwei Pferde zu besitzen.
Sie wurde zweimal Fuchs bei Fuchsjagden des Reitvereins Lüchow (oder damals schon Reitverein Lucie ?). Die Fotos zeigen meine Mutter als Fuchs durch Lüchow reiten. Auf dem Foto links erkennt man das Gemüse- und Obstgeschäft an der kleinen Jeetzel (Drawehner-Jeetzel). Die Fotos sind von 1949 (meine Mutter war damals 22 Jahre alt). Auf dem rechten Bild fährt in Fahrtrichtung links ihr Cousin August Wellmann auf dem Fahrrad nebenher.
Dieses Foto zeigt meine Mutter, wie sie gerade auf unser Grundstück Karl-Schultz-Str. 6 reitet. Gegenüber ist das Haus der Familie Schulz/Borbe zu sehen, das sich im Laufe der vielen Jahre kaum verändert hat. Es sieht heute immer noch so aus. Man sieht, daß die Straße damals noch Kopfsteinpflaster hatte. Übrigens auch noch bis in die 60er Jahre, da ich mich auch noch daran erinnern kann und auch daran, daß wir auf die Spielkameraden in der Senator-Sandhagen-Straße sehr neidisch waren. Sie konnten nämlich schon direkt vorm Haus ihre Rollschuhe anschnallen und losfahren, da die Senator-Sandhagen-Straße schon sehr viel früher asphaltiert wurde. Wir mußten als Kinder mit unseren Rollschuhen erst in die Sandhagen-Straße "latschen".... übrigens auf einem ungepflasterten Bürgersteig.
Mir fällt gerade ein, daß wir bis in die 60iger Jahre im Winter oder bei Regen auf der Straße (z.B. zur Schule) laufen mußten, da die Bürgersteige total matschig waren.
Meine Mutter vor dem Haus, auf dem – im Hintergrund links zu sehen – noch die großen weißen Pfeile zu sehen sind, die den Luftschutzkeller in unserem Haus anzeigten. Ein Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg, der zum Zeitpunkt der Aufnahme ca. 5 Jahre vorbei war.
An diese Pfeile kann ich mich sogar noch erinnern. Sie müssen also noch bis in die 1960er Jahre vorhanden gewesen sein. Die Menschen damals hat es wohl nicht gestört.
Mein Großvater Wilhelm Wellmann
Meine Großmutter Helene Wellmann 1927 mit meiner Mutter Lore als Baby
Meine Tante Elisabeth (Putti) Wellmann mit meinem Onkel August, der später die Schlachterei seines Vaters in der Langen Straße übernahm.... vielen "Alt-Lüchowern" sicher noch bekannt. (Foto von ca. 1930)
Meine Mutter Lore Wellmann bei der Einschulung. Das Gebäude der damaligen Volksschule in der Johannisstraße existiert noch. Heute ist, glaube ich, die Musikschule dort untergebracht.
Eine Schüler- oder Konfirmandengruppe hinter der Schule bzw. vor der Kirche. Links im Bild auf der anderen Straßenseite das Haus des Propstes, heute evangelisches Pfarramt. Auf dem Bild erkenne ich meine Tante Putti (Elisabeth Wellmann) als 2. von rechts.
Ein Foto aus den 1940er Jahren. Der Hof Karl-Schultz-Str. 6 diente damals noch als Auslauf für die Pferde... heute unvorstellbar.
Meine Mutter ca. 1950 beim Wäscheaufhängen im Garten (heute Karl-Schultz-Str. 6a) Damals gab es dort noch Holzpfähle neben dem Gartenweg, an denen die Wäscheleine angebracht war. An diese Pfähle und an die Bohnenstangen, die man hier hinten links im Hintergrund sieht, kann ich mich auch noch erinnern, da der Garten auch noch in meiner Kindheit (1960er Jahre) so aussah.
Das Bild von 1957 zeigt meinen Bruder Jan (damals 2 Jahre alt) und mich (damals 1 Jahr alt im Kinderwagen). Außerdem meine Mutter auf der Leiter. Man beachte das "Geschirr", das damals üblich war und das man mir "angelegt" hatte, damit ich nicht aus dem Wagen falle ;-)
Mein Bruder Jan und ich (ca. 1960) im Bollerwagen hinter dem geschlossenen Hoftor, das damals noch existierte.... Karl-Schultz-Str. 6
Es folgen einige Fotos von diversen Gruppen:
Foto von ca. 1930... meine Tante Putti (Elisabeth) Wellmann ganz rechts im Matrosen-Outfit
Kindergruppe vor dem Haus von Tierarzt Becker in der Tarmitzer Straße (53?). In der Mitte hinten entweder meine Mutter Lore oder meine Tante Elisabeth (Putti) Wellmann.
Das Foto von 1937 zeigt eine Kindergruppe nach der Tanzstunde. Meine Mutter Lore Wellmann vorne rechts mit Tanzpartner, ihr Cousin August Wellmann in der mittleren Reihe ganz links (neben der Tür) mit Tanzpartnerin.
Anmerkung: Der Tanzlehrer war Heinrich Janiesch.
Hochzeitsgesellschaft ca. Ende der 30er Jahre. Meine Mutter Lore Wellmann links neben der Braut im weißen Kleid, meine Tante Putti (Elisabeth) rechts hinten neben dem Bräutigam.
Gruppe vor dem Haus Karl-Schultz-Str. 6 (im Hintergrund sieht man hinten links auf dem Hof die Scheune... jetzt Wohnhaus)
Auf dem Foto erkenne ich meinen Großvater Wilhelm Wellmann hinten Mitte (der Große), vorne links sitzend meine Großmutter Helene. Rechts außen der Junge ist wahrscheinlich mein Onkel August (Wellmann). Dahinter links sein Vater (ebenfalls August) und dahinter links meine Tante Putti (Elisabeth Wellmann). Am Haus ist noch das Schild zu erkennen mit der Aufschrift "W.Wellmann", das leider irgendwann verschwunden ist.
Nochmal eine Gruppe "Wellmänner" vor dem Haus Karl-Schultz-Str. 6 mit aufgemalten Pfeilen auf der Hauswand, die im Krieg den Luftschutzkeller anzeigten. Das Foto ist also im Krieg oder kurz danach entstanden.
Eine Gruppe Lüchower Herren, für mich zu erkennen an meinem Großvater Wilhelm Wellmann (hinten Mitte)
Dieses und die folgenden Fotos kann ich nicht zuordnen.
Anmerkung: Der Herr in der mittleren Reihe, rechts neben der Fahnenstange, mit Hut in der Hand, ist vermutlich Ernst Köhring. Die Fahne ziert groß das Lüchower Stadtwappen.
Aufstellung bei Schützenkönig August Wellmann, 1923, Langestraße 14
Dies Foto zeigt einen Jungen (könnte August Wellmann sein), der mit einer Person im Bärenkostüm posiert... fand ich ganz skurril und auf jeden Fall für die damalige Zeit außergewöhnlich.
... Anbei auch etliche Uralt-Bilder von Menschen, die ich ebenfalls nicht zuordnen kann, die aber wohl Vorfahren aus Lüchow bzw. dem Landkreis sind, da die Familie meiner Mutter seit Jahrhunderten in Lüchow, Wustrow und Gartow lebte."
Soweit die Hinweise von Frau Karsten.
Ein erheblicher Teil dieser Porträtaufnahmen stammt von dem Fotografen R. Steinbacher, der um ca. 1890 - 1920 seine Foto-Ateliers in Salzwedel und Lüchow betrieb. Die Aufnahmetermine in Lüchow kündigte er regelmäßig mit einer Anzeige in der "Zeitung für das Wendland" an. Es ist schade, dass die Namen der abgebildeten Personen nicht darauf vermerkt sind, insbesondere weil es so viele aus einer einzigen Quelle sind und den Familienstammbaum mit Sicherheit gut illustriert hätten. Sie ergeben aber zumindestens einen Eindruck des Erscheinungsbildes der Menschen in der damaligen Zeit, die sich natürlich für den Fototermin besonders zurecht gemacht hatten.