Das Lüchower Zimmer von Georg Schulz in Hannover
Ein "Meisterwerk" des Lüchower Malers Röbcke1
"Georg Schulz ("Keller-Schulz") bewahrte eine große Anhänglichkeit an seine Vaterstadt Lüchow. Besuchte ihn in Hannover ein Lüchower, so zeigte er ihm mit besonderer Freude sein Schlafzimmer, das er sein "Lüchower Zimmer" nannte, weil dessen Wände mit Bildern aus Lüchow bemalt waren. Das Zimmer ist heute noch vorhanden und wird von seinem Sohn, dem Inhaber der Firma Ahlers und Sohn, sorgfältig erhalten. Die Gemälde sind angefertigt von dem Maler und Photograph Wilhelm Röbcke aus Lüchow. Röbcke war von 1846 bis 1848 in Warasdin in Kroatien selbständig ansässig, musste 1848 von dort bei Ausbruch der Revolution fliehen und siedelte nach Lüchow über; er war ein Jugendfreund von "Keller-Schulz", der ihn dann beauftragte, sein Zimmer mit Bildern aus Lüchow zu bemalen. Und diese Aufgabe hat Röbcke, der hier als tüchtiger und befähigter Maler bekannt war, vortrefflich gelöst."
"Die eine Wand des Zimmers zeigt uns einen Blick auf die Mühlenjeetzel mit dem Mansfeld´schen (jetzt Lücking´schen) Hause und dem gegenüberliegenden Röffler´schen Hause (jetzt Fröhling´schen), dem ältesten Hause Lüchows. Vor dem Buchbinder Sander´schen Hause (jetzt "Hammonia") sehen wir 2 Damen, die damals in der Lüchower Gesellschaft tonangebend waren: Frau Leutnant Ludwig, die Mutter des Notars Dr. Ludwig, mit ihrer Tochter Frau Theodore Neubauer im Gespräch, beide im Reifrock. Auf der Brücke steht Kaufmann Mansfeld."
"Das zweite Bild stellt die Drawehner Mühle mit ihren drei großen Wasserrädern und die Nordseite der schmalen Drawehnerbrücke dar, die im Jahr 1909 durch Wegnahme der Seitenmauern verbreitert wurde."
"Das dritte Bild zeigt uns die Kirchstraße mit dem Kirchturm und den beiden Eckhäusern: Kaufmann Becker (genannt "Eck-Becker"), das damals noch kein Schaufenster hatte, und gegenüber das Kaufmann Schultz´sche Haus mit dem charakteristischen kleinen herausgebauten Schaufenster links von der Haustür. In der letzteren steht Senator Schultz, eine große, vornehme Erscheinung, und zündet sich eine Zigarre an, während an der Ecke sich Dr. Schramm, ein damals in Lüchow sehr beliebter Arzt, anscheinend mit seiner Patientin unterhält. Die Kirchstraße herauf reitet der Tierarzt Jordan in seinem langen Schoßrock und mit seiner dicken Reitpeitsche in der Hand, neben ihm sein schwarzer Pudel, ohne den er keine seiner weiten Reittouren aufs Land macht."
"Das vierte Bild gibt uns einen Blick auf die Lange Straße vom Bäcker Grote´schen Haus aus; quer unter dem Fenster dieses Hauses befindet sich ein breiter Streifen in den Farben "Schwarz, Rot, Gold", den der Maler Röbcke 1848 während einer Nacht anbrachte, aber schon in der nächsten Nacht auf Geheiß des Magistrats wieder entfernen mußte."
"Der Marktplatz mit Ratskeller, sowie die Burgstraße mit dem Amtsturm schmückt eine ganze Zimmerwand. Die Burgstraße herauf kommt die mit 4 Pferden bespannte gelbe Postkutsche gefahren und vor dem Färber Huth´schen Hause stehen auf dem Bürgersteige die sogenannten Bürgerpfähle (die übrigens auf dem ersten Bilde auch vor dem Kaufmann Sandhagen´schen Hause stehen)."
"Außer dem großen farbigen Lüchower Wappen hat das Zimmer noch ein Bild mit der Gesamtansicht von Lüchow. Auf den Bildern sehen wir übrigens auch 2 bekannte Lüchower, typische Persönlichkeiten aus damaliger Zeit: Böttcher Blank und Messerschmied Friese. Sie waren die lebendige Zeitung von Lüchow."
Die fotografischen Aufnahmen hat Wilhelm Röbcke entweder selber oder vermutlich Karl Röbcke (Sohn oder ein Verwandter des Malers Röbcke), damals wohnhaft in Freiburg i.Br., angefertigt. Dieser hat z.B. auch einige Gemälde-Reproduktionen von Wilhelm Röbcke im eigenen Verlag als Ansichtskarten produziert und verlegt.
Siehe dazu Wikipedia
2: Photograph Karl Louis Georg Röbcke ( * 7. August 1863 in Lüchow; † 27. Februar 1941 in Freiburg im Breisgau ).
1. Der gesamte zitierte Text stammt aus einem Artikel einer vermutlich Lüchower Zeitung unbekannten Datums. Kolumne "Aus der Großeltern Zeiten in Lüchow", Nr. 33.
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2. https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Röbcke
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