Dannenberg
Datum: 27. September 1988 (EJZ)
Zeitraum: 1981 - 1990
Die Aufnahme hat Th. Höft aufgenommen. Bildunterschrift in der EJZ:
"EINE WERKSCHAU des Kolborner Malers Wilhelm Ostermeyer ist zur Zeit in den Räumen der Kreissparkasse Dannenberg zu besichtigen. Der Künstler stellt Arbeiten unterschiedlicher Technik aus; gezeigt werden unter anderem Ölbilder, die in ihrer Beschränkung auf das Wesentliche besonders wirken."
Der Artikel dazu:
Virtuose der warmen Farben
Werkschau Wilhelm Ostermeyers —Mit Zeichnungen und Malerei
Dannenberg. Der „typische Ostermeyer“ ist herbstfarbig. So meint man sich zu erinnern, wenn man an die Ölbilder des Kolborner Künstlers denkt, die sich einem eingeprägt haben. Ein Besuch in der Kreissparkasse Dannenberg kann zur Zeit einen besseren Eindruck vermitteln, denn den „typischen Ostermeyer“ gibt es nicht, jedenfalls nicht in der Beschränkung auf einen Bildtyp. Der Künstler Wilhelm Ostermeyer ist ein außerordentlich vielseitiger Maler, weshalb die Werkschau, die zur Zeit in den Kassenräumen zu sehen ist, einen Einblick in unterschiedliche Techniken bietet.
Wilhelm Ostermeyer war in den vergangenen Jahren zurückhaltend mit Ausstellungen in Lüchow-Dannenberg. Die Werkschau in der Sparkasse, die Direktor Dieter Burmeister am Sonntag eröffnete, ist ein Resümee unterschiedlicher Arbeitsperioden und Techniken bildnerischen Gestaltens. Der Maler und Bildhauer Waldemar Nottbohm aus Hitzacker stellte in seinem Einführungsvortrag vier Hauptrichtungen in Ostermeyers Œuvre vor, von den zeichnerischen und illustrativen Werken zur gegenständlichen und über die Gegenständlichkeit hinausgehenden Malerei.
Da sind die zeichnerischen Exponate, über 200 an der Zahl, mit Themen von realistischer Gegenstandsabbildung bis zu bissiger und kritischer Karikatur. Die Werke, welche sich gegen politische Unmoral, gegen die Gorleben-Pläne und die Umweltverschmutzung wenden, sind plakative Stellungnahmen des Künstlers zum gesellschaftlichen Geschehen.
Eine andere Art der Darstellung strebt Ostermeyer in den illustrativen Tuschzeichnungen an. Promenierende Paare in historischen Kostümen zeigen sich wie Theaterfigurinen, die ihre Kostüme vorführen. Aber auch ein realistischer „Protest“ bricht los, ein Arbeiteraufmarsch in dunklen Tönen, erinnernd an Kampfbilder der Arbeiterbewegung.
In Ostermeyers Tempera-Arbeiten gibt es fast kahlen Realismus in der Zeichnung von Pflanzen, aber auch einige satirische Exponate wie die „Gesichter im Bauernhof“, auf dem die Menschen so stupide aus dem Bild glotzen wie ihr Haus. Auf Rauhfaser gemalt wirken einige andere Tempera-Stücke sehr räumlich und plastisch. Vor allem der Rücken-Akt „Einsames Bad“ hat in der Kombination von warmen Grüntönen, in der Maserung des Papiers und der impressionistisch anmutenden Konturierung durch Farbflächen eine suggestive Wirkung auf den Betrachter.
In der Landschaftsmalerei kann man Ostermeyer einmal mehr als den Virtuosen der warmen Rottöne erleben. Seine Landschaften in Braun, Orange und Gelb scheinen sonnendurchflutet und leben in kräftigen, dunklen Konturen. Ostermeyer gestaltet die Landschaft immer wieder mit Farbflächen. Farbige Formen, oft nahe dem Rechteck, dem Dreieck, dem Kreis ergeben den Eindruck von Räumlichkeit und Gegenstand. Gesichtslose Menschen blicken oftmals aus diesen Bildern; Figuren, die ganz aus der Farbe leben.
Die Gewichtung der Farbe führt bei einigen Gemälden aus dem Bereich des Gegenständlichen heraus, was allerdings nicht heißt, daß Ostermeyer abstrakt wird. Trotzdem erreicht er ein Primat der Farbe, die Gegenstände überhöht, sie auf die Ebene des Gefühlseindrucks erhebt. Alle diese Stufen der bildnerischen Gestaltung im Werk Wilhelm Ostermeyers sind in Dannenberg zu den Öffnungszeiten der Kreissparkasse noch bis zum 21. Oktober (1988) zu sehen. -ft-"
Quelle:
Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung
Kunst und Kultur • Portrait
Archiv-ID: 60027