Vorbereitung eines "Kranzjagens"

Dolgow
Datum: 1913
Zeitraum: 1900 - 1913

Feier zum Gedenken an das Großfeuer von 1813

Auf der Internetseite "vordem.de" von Burghard Kulow finden sich die Informationen zu diesem Ereignis und dem Kranzjagen: http://www.vordem.de/1900-Dolgow.htm

"Das Kranzjagen war vormals ein Fest der Dorfjugend, also aller Ledigen im Dorf, die aber bereits konfirmiert waren. Die Kleiderordnung hierbei ist die Buerbeertracht: bunter Beiderwandrock, Mieder, Hemd mit 3/4 Arm, der zweimal aufgeschlagen wird. Dazu seidene Schürze und kleines Tuch, kann auch seiden sein, darüber der Tüllkragen mit Kragenschleifen. Als Mütze dient die rote Timpmütze der Unverheirateten. Das sind die wichtigsten Erkennungszeichen. Die Männer trugen hier ursprünglich weiße Hosen, wurden aber durch dunkelblaue, zuletzt auch schwarze abgelöst. Weitärmeliges Hemd, Weste, kurzer Rock (Jacke), rotbuntes Tuch um den Hals und Mütze mit blankem Schirm und Sturmband. Wichtig ist beim Kranzjagen, dass alle ohne Sattel reiten, sonst gilt es nicht." (Informationen von Michael Kablitz, Jameln).

Im Folgenden eine Beschreibung auf Platt, abgedruckt in der ZfdW am 17. April 1913 und auch auf vordem.de veröffentlicht:

"Jahrhunnertfier in Delga
Hunnert Jahr sünd dat den sößteinsten April herwest, dat Delga dörch een grot Für in paar Stunn'n afbrennt hat. Dat weer 'n grot Malör. Versichert weer man wenig, un denn in de unglücklich Tied, as de Franzosen hier Harrns weer'n un Kist'n un Kast'n lerrig makt harn. In sön kummervull Daag, hem'm de Oll'n mit völ Möh un Sweet düs Hüser upbut, de nu noch stahn, denn in 100 Jahr is hier gottlob keen Für werrer in uns Dörp west.
Darum will'n wi Delgasch Burn de Oll'n to Ehr tweet Pingstdag een grot Dörpfest fiern. Pastor Reinecke ut Wustrow höllt de Räd un denn schall Sworn-Schult de Eekbom up Dörp, de nu ok ara so olt is as de Hüser, as Friedenseek weihen.
Wenn denn uns leew Gott ehrt is, will'n wi uns Öllern un Vöröllern to Ehr en Fest fiern in de Wies, as se dat vördüssen makt hem'm: "Kranzjagen" schall dat wesen.
De Deerns kam in bunt wendländisch Tüg, wat Grotmudder dragt un Mudder schön uphängt hat: Kalderl Wand'nröck un Liefken, in Hemdsmau, sied'n Schör'n vör un rot Mützen up. De öllst Deern drögt up een Splantenstock de Königskron mit sied'n Dook un Bänner an, de annern hem'm Bänner un Strüß för de Knechen.
De Knechen kam in Hemdsarmeln von de Höf runteried'n, öwer ahn Sadel. Knechen ut anner Dörper können ok mit rutried'n. Sporn un Riethosen sünd öwer verbad'n. - Nu stellt sick de Zug tosam un mit Musik geiht dat denn nah de Braken, wu jagt warn schall. Sworn-Schult kommandiert, Panner un paar Burn passen bi de Kranz up, dormit al richtig togeiht. De erst bei' Mal is "Proberied'n", wer de drütt Mal denn de Kranz fött, de is de König, de tweet sien Deener, de drütt "Pracher".
Nah dat Jagen sett'n de Deerns de König de Kranz up; de anner Knechen krieg'n Blömer un Strüß an Mütz. Mit Musik geiht dat denn trüg nah Dörp, wu denn in de Tied, wenn de Päer in Stall bröcht warn, bi Krögers gäten warn schall. Jedereen kann sick mit aran sett'n, wenn he sick vörher meld hat un twee Mark betahlt.
Klockener fief geiht denn dat Danzen los. Toerst kam de Ehrendanz för de Siegers, denn altoop.
Drütt Pingstdag hem'm uns Scholkinner "Kranzrönnen".
Wi lad'n wiet und siet to düs egenartig Fest in un frei'n uns, wenn völ Tokiekers kam.

De Delgasch
Tribian"

Einen ergänzenden Bericht finden wir in der ZfdW vom 21. Oktober 1913:

Dolgow, 16. Oktober. Am 2. Pfingsttage dieses Jahres fand, wie noch erinnerlich, hier eine große Jahrhundertfeier zu Ehren der alten Friedens-Dorfeiche statt und zur Erinnerung daran, daß es nunmehr in Dolgow seit 100 Jahren nicht gebrannt hat. Dieses Fest war hauptsächlich ein altwendisches Trachtenfest. Bei dem überaus zahlreichen Besuch hatte die Gemeinde eine ziemlich bedeutende Summe durch Eintrittsgelder vereinnahmt, die u. a. auch zur Umgitterung und Pflege der alten Dorfeiche verwandt werden sollte. Dieser Tage ist nun das Gitter vollendet worden, und also die Eiche damit eingefriedigt worden. Es ist grün gestrichen und paßt gut in das Dorfbild hinein.

Das Foto war unter der ID 29614 bereits veröffentlicht, liegt jetzt aber als Original in besserer Qualität vor.
Herkunft:    Wendländischer Geschichts- und Altertumsverein
Quelle:  Torsten  Schoepe
Nutzungsrechte: Zur Klärung etwaiger Urheberrechte wenden Sie sich bitte an Torsten Schoepe, Plater Weg 4, 29439 Lüchow, e-mail torsten@schoepe.de. Wenn als Autor Torsten Schoepe angegeben ist, unterliegt die Abbildung besonderen Nutzungsrechten.
Feier
Archiv-ID: 59033
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