Waddeweitz
Datum: um 1939
Zeitraum: 1933 - 1945
Hinter einem Gartengrundstück an der Hauptdurchgangsstraße ragt der Schornstein der ehemaligen Ziegelei hervor. Reste davon stehen heute noch.
Es findet sich eine erste Erwähnung der Ziegelei in der "Zeitung für das Wendland" vom 21.12.1859 im Rahmen eines Immobilien- und Grundstücksverkaufes:
"... Bei dem Hofe in Waddeweitz befindet sich eine Ziegelei, welche einschließlich einiger mitverpachteter Grundstücke und des alten mitverpachteten Krughauses bis zum 1. April 1864 ... verpachtet ist. Die Ziegelei wird mit verkauft und übernimmt Käufer die Verpflichtung den Pacht-Contract auszuhalten... "
Der Allgemeine Anzeiger schreibt am 5.4.1935 mit kritischem Blick:
"In Waddeweitz, rechts der Straße steht eine ehemalige Ziegelei. Ihre traurigen Reste von Sparren, Dachlatten und Ziegelscherben zeigen zum Himmel..."
Vier Jahre später, am 13.5.1939, berichtet dieselbe Zeitung:
"Seit dem Jahre 1935 horstet hier auf dem einsam dastehenden, sehr gut erhaltenen Schornstein der früheren Ziegelei ein Storchenpaar. Zwei junge Leute von hier (Neumann und Klauke) machten sich damals die Mühe, die Unterlage für den Nestbau auf den hohen Schornstein zu bringen. Alle Einwohner des Dorfes haben ihre Freude an der Storchenfamilie u. heißt es doch auch: das Vorhandensein der Störche bedeutet „ein gutes Omen". Die Kinder sehen zum Storchhaus empor und singen: „Storch, Storch, laß uns nicht allein, Bring uns ein klein Brüder- oder Schwesterlein". Selbst die ältesten Leute wissen nicht, daß jemals hier am Rande der einsamen Lüneburger Heide Störche gehorstet haben, darum hängt die Einwohnerschaft um so mehr an dieser Storchenfamilie. Aber auch Wanderer aus fernen Gegenden, die die einsame Heide durchwandern, stehen still und sehen sich das seltene Naturbild an und die Kamera knipst es dann.
Seit dem 4. Mai d. J. fehlt hier von den beiden Störchen, die sich bei dem Brutgeschäft abwechselten, einer derselben. Am 3. Mai wurden noch beide gesehen, von da ab kehrte der eine Storch nicht zurück. Drei Tage lang blieb der andere Storch ohne Nahrung auf dem Nest, bis ihn der Hunger zu wiederholten Ausflügen zwang. Ob nun junge Störche ausschlüpfen werden, wird sehr fraglich sein.
Wir Waddeweitzer würden alle jedem dankbar sein, der im Interesse des Naturschutzes der Polizeibehörde oder uns Einwohnern folgende Fragen wahrheitsgemäß beantworten könnte:
1. Wer hat einen verunglückten Storch, der sich beim Fluge verletzt haben könnte, nach dem 3. Mai gesehen?
2. Wer hat in den umliegenden Dörfern etwa an Wasserstellen oder auf Wiesen usw. öfter einen Storch gesehen, der etwa von Waddeweitz kam und nach Richtung W. zurückflog?
3. Wer hat wahrgenommen, daß auf einen Storch evtl. geschossen wurde.
Mitteilungen werden auf Wunsch geheim gehalten."
Das beschriebene Storchennest ist auf dem Foto aus der Zeit gut erkennbar und könnte ausgelöst durch die Berichterstattung entstanden sein.
Quelle:
Torsten
Schoepe
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Industrie • Ziegelei
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