Schienenbus Sonderfahrt des "Wendland-Kurier"

Lüchow
Datum: 24. Oktober 1987
Zeitraum: 1981 - 1990

Artikel in der EJZ vom 26. Oktober 1987:

„Der nächste Personenzug nach Wustrow fährt um 13.07 Uhr ab“

Oldtimerfahrt“ ermöglichte Bahnreise durch das Kreisgebiet

Lüchow. Ein ungewohntes Bild bot sich am Sonnabendnachmittag für diejenigen, die das seltene Glück hatten, vor einer geschlossenen Eisenbahnschranke warten zu müssen: Statt Rübenwaggons passierte eine „fünfteilige VT 798 Schienenbusgarnitur“, hinter den Scheiben winkten kleine und große Eisenbahnreisende. Dieser seltene Personenzug hatte einen Tag lang auch einen Namen: „Wendland-Kurier".

Der Lüneburger Arbeitskreis „Freunde der Heidebahn“ hatte die Triebwägen von der in Seelze beheimateten „Interessengemeinschaft Schienenbus“ ausgeliehen und zu einer Fahrt in die Lüneburger Heide und ins Wendland auf Strecken, die schon viele Jahre nicht mehr für den Personenverkehr benutzt werden, eingeladen. Morgens um 7.20 Uhr war der Zug in Seelze bei Hannover losgefahren, die fast 300 Fahrgäste wurden dann auf den folgenden Stationen eingesammelt. Darunter waren neben vielen aus dem ostniedersächsischen Raum, die mal wieder in ihrer Heimat Eisenbahn fahren wollten, auch viele „Eisenbahn-Freaks“, sogar aus Bayern und Baden-Württemberg, die aus Spezialzeitschriften von der Oldtimerfahrt erfahren hatten. Zwischen den übrigen Passagieren waren sie leicht zu erkennen: Sie waren diejenigen, die mit mindestens einem Fotoapparat um den Hals bei jedem Halt zuerst aus dem Zug stürzten, Waggons, von vielen Pflanzen bewachsene „stillgelegte“ Schienen, Bahnhofsgebäude und andere Überreste des Eisenbahn-Zeitalters im Wendland fotografierten. Und sie hielten auch mit der Kamera fest, wie Weichen aufgeschlossen oder Schranken per Hand heruntergekurbelt wurden. Die Bahnhöfe in Nienbergen, Dannenberg-West, Lüchow und Wustrow boten ihnen viele Motive.

Eine Besonderheit im Vergleich zu der ausgemusterten Bundesbahnstrecke war die von Rammbock bis Rammbock knapp 500 Meter lange Reststrecke der Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn (LSE), die der Schienenbus nach einiger Rangiererei ebenfalls befuhr. 1969 hatte, so erfuhren die Passagiere vom LSE-Betriebsleiter Schönfelder, der kreiseigene Eisenbahnbetrieb den „Schienenersatzverkehr“ aufgebaut, seitdem sind unter dem Kürzel LSE Omnibusse im Landkreis unterwegs. In den Jahren danach wurden die bis Schmarsau reichenden Schienen abgebaut. Die übriggebliebene Strecke wird heute von den am Bahnhof liegenden Gewerbebetrieben genutzt. Neben dieser historischen Strecke, vor dem Eingang des Lüchower Kleinbahnhofs wurde von einer Fleischerei ein schmackhafter Eintopf serviert. Die Mittagspause war außerdem lang genug, so daß einige der Zugreisenden die Möglichkeit hatten, per Omnibus einige Rundlingsdörfer kennenzulemen, bevor die Reise weiter in Richtung Lüneburg ging.

Für Juni plant der Lüneburger Arbeitskreis „Freunde der Heidebahn“ einen neuen Ausflug ins Wendland. Während den auswärtigen Gästen dann bei einer Stadtführung Dannenberg vorgestellt wird, sollen die Wendländer Gelegenheit haben, ihren Landkreis einmal aus dem Eisenbahnfenster kennenzulernen. -by" (Christiane Beyer)
Autor/-in:  Christiane  Beyer
Quelle:  Christiane  Beyer
Bahnhof • Eisenbahn
Archiv-ID: 50042
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