Porträt von Philipp Linkersdörfer

Ort: siehe Bildbeschreibung
Datum: Januar 1984
Zeitraum: 1981 - 1990

Die Aufnahme entstand bei einem Besuch von Otto Kiehn bei Philipp Linkersdörfer in Bremerförde.

Linkersdörfer schreibt im Februar 1984 an Otto Kiehn:

"Sehr geehrter Herr Kiehn!
Ich war sehr gespannt darauf, was bei den Porträtaufnahmen von mir herauskommen würde, die ja bei ungünstigen Lichtverhältnissen und ohne technische Hilfe entstanden waren. Viel konnte ich mir eigentlich nicht davon versprechen. Umso überraschter war ich beim Auspacken der Sendung vom 5.2., als ich nacheinander vier technisch und bildmäßig überraschend gute, eindrucksvolle Fotos zu sehen bekam. Der erste Eindruck war also ganz und gar positiv. Es blieb aber nicht so!

Beim Frühstück am nächsten Morgen sagte meine Frau: "So sieht dein Gesicht doch gar nicht aus!" Und ich war jetzt der gleichen Meinung. So schlimm konnte meine Haut unmöglich aussehen! Und doch - die Kamera lügt nicht - sollten wir uns täuschen? Und nun ging bei jedem neuen Betrachten das Kopfzerbrechen weiter: Woran kann es liegen, daß vermeintliche Wirklichkeit und bildliche Darstellung so weit auseinandergehen? Sollte etwa das Objektiv schuld sein, das vielleicht zu objektiv, sogar übertrieben objektiv zeichnet in Verbindung mit der langen Brennweite und vielleicht in Verbindung mit zu harter Gradation beim Vergrößern?

Meine (unsere) fotografische Sehweise ist geschult worden in einer Zeit vor 60 Jahren, als die Fotos ganz allgemein weicher gehalten wurden als heute, und das galt ganz besonders für das Porträt. Es gab damals berühmte Objektive, wie das Voigtländer Heliar oder das Doppelplasmat von Meyer-Görlitz (das ich in einer Klappkamera 9x12 mit 3-fachem Auszug besaß), denen man besondere Weichheit in der Zeichnung nachsagte, im Gegensatz etwa zum Zeiß Tessar mit unerbittlicher Schärfe. - Jedenfalls werde ich demnächst Porträtaufnahmen machen unter den gleichen Bedingungen, vom Objektiv abgesehen, und ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis ich komme. Ich habe mir inzwischen die Aufnahmen immer mal wieder angesehen, und es will mir scheinen, ich gewöhne mich daran, statt daß ich mich daran störe."

Im Bericht zu einer Foto-Ausstellung von Philipp Linkersdörfer werden seine oben beschriebenen Gedanken bezgl. der Fotoauffassung durch den Redakteur der EJZ, Kurt Schmidt, bestätigt. (Siehe ID 52440)
Autor/-in:  Otto  Kiehn
Quelle:  Otto  Kiehn
Nutzungsrechte: Ist Otto Kiehn als Bildautor angegeben, ist eine anderweitige Veröffentlichung oder gewerbliche Nutzung der Abbildung nur mit vorheriger Genehmigung durch ihn gestattet. Bitte wenden Sie sich für Anfragen an eine der unter 'Kontakt' genannten Adressen.
Portrait
Archiv-ID: 52439
Kommentar hinzufügen
 Mit dem Speichern des Kommentars bin ich mit den Datenschutzbestimmungen einverstanden.