Quickborn
Datum: 9.12.1986 (EJZ)
Zeitraum: 1981 - 1990
Bildunterschrift in der EJZ vom 9.12.1986
VIER FLÜGEL PRANGEN seit wenigen Tagen wieder an der Paltrockmühle in Quickborn. Vertreter des öffentlichen Lebens besichtigten gestern das historische Bauwerk.
Ein Wahrzeichen wurde gerettet
Quickborner Mühle renoviert - Dank an Eheleute Schneider
Quickborn. Frühsport ganz besonderer Art trieben stellvertretender Landrat Klaus Wojahn, Oberkreisdirektor Klaus Poggendorf, Sparkassendirektor Günther Morisse und andere Vertreter des öffentlichen Lebens gestern vormittag in Quickborn: Über eine schmale hölzerne Leiter erklommen sie das oberste Stockwerk der Paltrockmühle. Dort betrachteten sie interessiert das mächtige Holzzahnrad und die Antriebswelle, welche hinausführt zu den vier Flügeln. Sie prangen seit wenigen Tagen wieder an der Windmühle; damit ist ein wesentlicher Schritt der Renovierung abgeschlossen.
Für die Mühlenbesitzer Dietlinde und Harro Schneider war dies ein guter Anlaß, im Rahmen einer Besichtigung des historischen Bauwerks und eines Empfangs im Gemeindehaus der evangelischen Kirche all jenen zu danken, die zur Rettung der Paltrockmühle beigetragen haben.
Harro Schneider vermittelte seinen Gästen zunächst einige geschichtliche Daten: Man schrieb das Jahr 1575, als ein Müller am Rand des Dorfes Quickborn die Bockwindmühle in Betrieb nahm. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie verwüstet, bald darauf aber wieder aufgebaut. Lange versah sie ungestört ihren Dienst, bis 1915 ein Blitz einschlug und schlimme Zerstörungen in dem Gebäude anrichtete.
Doch der Schaden ließ sich beheben. Zur Paltrockmühle, so wie sie sich heute dem Beschauer präsentiert, wurde die alte Handwerksstätte 1927 umgebaut. Irgendwann vor gar nicht allzu langer Zeit wurde für die Mühle in den entsprechenden Unterlagen eine „Dienstbarkeit“ eingetragen, die es untersagte, vor 1992 wieder mit dem Mahlen zu beginnen.
Doch an eine Wiederaufnahme der Mehlproduktion dachte wohl niemand mehr; der Mühle stand Schlimmes bevor: 1966 erging die Abbruchgenehmigung. Manch Quickborner mag gewiß schon befürchtet haben, nun werde das altvertraute Wahrzeichen des Ortes verschwinden. Doch 1971 kauften die Eheleute Schneider den Veteranen und kümmern sich seither intensiv um seine Erhaltung.
Der Mühle drohte noch mancherlei Unbill: 1972 bliesen Orkanböen Lamellen aus den Flügeln, zehn Jahre später brach ein Sturm einen Flügel ab; Männer der Freiwilligen Feuerwehr befreiten die Mühle von ihren Stümpfen - ihr Ende schien besiegelt. Harro Schneider gab nicht auf; er wollte seine Mühle erhalten!
Endlich, 1984 kam dann ein erlösender Anruf: Die erforderlichen Landesmittel sind bewilligt! Zusammen mit Bürgermeister Hermann Meyer und dessen Sohn Jürgen entwickelte Harro Schneider einen Finanzierungsplan für die Renovierung. Die niedersächsische Landgesellschaft übernahm die „Regie“ der Arbeiten, die bislang rund 170 000 DM verschlangen, nicht mitgezählt die vielen hundert Arbeitsstunden, welche die Mühlenbesitzer an Eigenleistung erbrachten.
OKD Poggendorf beglückwünschte Dietlinde und Harro Schneider gestern dazu, daß es ihnen gelungen ist, ein so altes Wahrzeichen - für den Ort und für das traditionsreiche Müllerhandwerk - zu bewahren. Gusborns Bürgermeister Harald Schulz wünschte, daß es auch mit dem Innenausbau gut vorangehe. „Vielleicht entsteht in der Mühle mal ein Gusborn-Museum“, meinte Schulz.
Stellvertretender Landrat Klaus Wojahn reihte sich in die Reihe der Dankenden ein, ein NLG-Sprecher freute sich über die „reizvolle Aufgabe“ des Mühlenausbaus, und ein Vertreter des Amtes für Agrarstruktur betonte, das Ehepaar Schneider habe ein gutes Beispiel dafür gegeben, wie sich der Bürger selbst aktiv an der Erneuerung seines Dorfes beteiligen kann. -jg-
Autor/-in:
Hagen
Jung
Quelle:
Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung
Mühle • Paltrockwindmühle
Archiv-ID: 60133