Ministerpräsident Ernst Albrecht im Gespräch mit Lüchow-Dannenberger Kommunalpolitikern

Hannover
Datum: 17. August 1977
Zeitraum: 1971 - 1980

Bildmotiv zum Bericht in der Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 18.8.1977:

Keine Kompromisse in Fragen der Sicherheit
Erst prüfen, dann bohren — Delegation beim Regierungschef

Lüchow/Hannover. Mehr und besser informiert werden wollen Lüchow-Dannenbergs Kommunalpolitiker in Sachen Atommülldeponie Gorleben. Eine entsprechende Resolution des Kreistages wurde gestern in Hannover dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten übergeben. Zur Delegation, die von Dr. Albrecht im Gästehaus der Landesregierung empfangen wurde, gehörten Landrat Meiner, Oberkreisdirektor Paasche, der neu gewählte OKD Poggendorf, die Samtgemeindebürgermeister von Lüchow und Gartow, v. Plato und Rathje, die Kreistagsfraktionen, Hermann (SPD) und Fischer (CDU), sowie Landtagsabgeordneter Kurt-Dieter Grill.

Dem Regierungschef wurde zur Kenntnis gegeben, daß die Lüchow-Dannenberger Kommunalpolitiker beunruhigt sind über den Informationsvorsprung "anderer Leute“. Die gewählten Kreis- und Gemeindevertreter forderten mehr Aufklärung durch die Regierung und mehr Beteiligung bei Entscheidungen in der Gorleben-Frage. Dr. Albrecht begrüßte die vom Kreistag vorgeschlagene Bildung einer Kommission mit regelmäßigen Tagungen. Zur Frage der Information meinte der Ministerpräsident sinngemäß: Die Landesregierung kann hier als Genehmigungsbehörde nicht viel tun, weil sie sich neutral verhalten muß. Aber die Bürgerinitiativen wissen alles, die Betreiber wissen alles und auch die Bundesregierung scheint schon alles zu wissen. Die niedersächsische Landesregierung hingegen muß in einem gründlichen Prüfungsverfahren sich Gewißheit darüber verschaffen, ob sie das Projekt genehmigen kann oder nicht. Dr. Albrecht: "Genehmigt aber wird nur, wenn all unsere Bedenken ausgeräumt werden.“ Der Ministerpräsident betonte, daß die Landesregierung von dieser Linie nicht abweichen werde und in Fragen der Sicherheit keine Kompromisse kenne.

Zum umstrittenen Termin für Probebohrungen in Trebel-Gorleben erklärte Dr. Albrecht: Keiner könne verantworten, daß sich anläßlich einer Bohrung eine Riesenschlacht entwickelt um ein Projekt, von dem die Landesregierung noch nicht wisse, ob sie es genehmigen kann. Daher zuerst Gewißheit, ob das Konzept geht, und dann erst die Bohrungen. Wie der Ministerpräsident darlegte, genügten die beim Amt für Bodenforschung vorhandenen Unterlagen über die Beschaffenheit des Salzstocks, um schon jetzt sagen zu können: Wenn überhaupt ein Salzstock in Niedersachsen, dann dieser.

Dr. Albrecht zeigte Verständnis für die schwierige Situation der Lüchow-Dannenberger Kommunalpolitiker, die täglich mit Fragen der Kernenergie und der Atommülldeponie konfrontiert werden und in vielen Fällen überfordert sind. Am Schluß des einstündigen Gesprächs wies der Ministerpräsident darauf hin, daß der 3.000 Seiten umfassende Sicherheitsbericht zu jedermanns Einsicht ausgelegt werden wird. tt (Kurt Schmidt)

Bildunterschrift: Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht empfing gestern in Hannover Lüchow-Dannenberger Kommunalpolitiker in Sachen Atom-Entsorgungszentrum Gorleben.

2. von links Kurt Schmidt, Chefredakteut der EJZ, dann Architekt Norbert Fischer, Hermann (SPD) und OKD Wilhelm Paasche, Bildmitte Ministerpräsident Ernst Albrecht, rechts daneben Landrat Werner Meiner, dann Eberhard von Plato, eine verdeckte Person, dann OKD Klaus Poggendorf und Kurt-Dieter Grill (CDU)
Quelle:  Eberhard  von Plato
Archiv-ID: 52922
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