Gruppenfoto vor der Christlichen Volkshochschule im Schloß Kolborn

Kolborn
Datum: 1927 - 1930
Zeitraum: 1919 - 1932

Die Zeitung für das Wendland (ZfdW) berichtet am 20. August 1927 in werblicher Form:

"In der Volkshochschule Colborn soll diesen Winter ein fünfmonatlicher Mädchenlehrgang stattfinden. Wie viele Schülerinnen sind hier schon in den Sommermonaten gewesen und sind mit reichem Gewinn wieder heimgekehrt! Aber wie manche, die gern kommen wollten, mußten wegen der Fülle der Arbeit in der eiligen Zeit darauf verzichten! Darum wird jetzt einmal im Winter ein Mädchenlehrgang abgehalten, damit auch diese alle an einem Volkshochschulkursus teilnehmen können.

Ihr wißt ja. was man hier lernt! In Gesundheitslehre und Säuglingspflege muß heute jede Frau erfahren sein. In Handarbeiten verschiedenster und feinster Art findet ihr Anregung und Vervollkommnung. Manche von euch ist froh, Rechnen und Rechtschreiben wieder aufzufrischen und in die einfache Buchführung eingeführt zu werden. Auf den inneren Menschen, auf die Bildung und Festigung eures Charakters aber zielen Religion und Lebenskunde ab, in der so manche Frage besprochen wird, die den jungen Menschen quält. Durch Heimatkunde, Geschichte und Religion verwachst ihr erst so recht mit eurer Heimat und eurem Volk. Froher Gesang wird gepflegt und schallt bei der Arbeit und in den Mußestunden durch das Haus. Das Schöne dabei ist, das ihr alle beisammen in dem geräumigen, behaglichen Volkshochschulheim wohnt, das in einem herrlichen, 40 Morgen großen Park gelegen ist.

Dadurch erst lernt ihr einander und die Lehrer richtig kennen und schließt Freundschaften für das Leben. Wie schön sind solche gemeinsamen Erinnerungen an frohverlebte Abende bei Gesellschaftsspielen, Vorträgen, Aufführungen und Festen, sowie wie an die Wanderungen und Reisen, die wir öfters unternehmen! Unvergeßlich sind den Schülern auch immer die musikalischen Abende. So kommt und füllt auch diesen Winter unsere Hallen!

Aufgenommen werden Mädchen von 18 Jahren an. Irgend eine Vorbildung außer der Volksschule wird nicht gefordert. Der Preis beträgt im Monat 90 Mark (für Kost, Wohnung und Unterricht), kann aber auf Antrag hin ohne weiteres auf 70 Mark ermäßigt werden. Wer auch diese Summe nicht aufzubringen vermag, kann einen Zuschuß von Provinz oder Kreis erhalten. Es stehen mehrere Freistellen zur Verfügung. Das Kursgeld kann aber auch als Haustochter in der Volkshochschule selbst, also durch die eigene Arbeit und Hilfe, abverdient werden. Wendet euch in allen diesen Fragen nur vertrauensvoll an die Leitung der Volkshochschule, die euch auf Wunsch auch gern ausführliche Prospekte zusendet."

Im Oktober 1927 findet ein in die politische Ausrichtung passender Zusammenschluss statt. Darüber steht in der 'ZfdW' vom 22.10.1927 folgender Bericht:

"Dem Beispiel ehemaliger Volkshochschüler in anderen Gegenden folgend, haben sich nunmehr auch die im Kreise Lüchow und angrenzenden Gebieten wohnhaften Schülerinnen und Schüler der niedersächsischen Volkshochschulen zu einem "Gau Wendland" zusammengeschlossen. Die Zahl der Mitglieder hat schon 40 überschritten. Ein großer Teil derselben fand sich am 16. Oktober d. J. in Müggenburg zu einer Gautagung zusammen. Geschwister Schulz (ehem. Colborner) hatten in dankenswerter Weise ihr Haus zur Verfügung gestellt und ausgiebig für Kaffee und Kuchen gesorgt.

Naturgemäß war Colborn am stärksten vertreten; aber auch in Hermannsburg und Achelriede waren schon Schüler aus dem Wendlande. Als Vertreter der Colborner Lehrerschaft war Herr Dr. Rinck erschienen, der durch einige Violinsoli noch sehr zur Verschönerung des Nachmtttages beitrug. Eine tiefschürfende Besprechung über die sittlichen Zustände in unseren Dörfern ließ uns den moralischen und seelischen Jammer unserer Zeit so recht erkennen und nach Mitteln und Wegen zur Abhilfe suchen. Einmütig war man der Meinung, daß wir insbesondere die Verpflichtung in uns tragen, Führer und Wegweiser der Landjugend zu sein, eingedenk des Christuswortes: "Welchem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern". Fröhliche Volkslieder, Vorträge und Ansprachen ernster und heiterer Art — auch in unserem heimatlichen Platt — gestalteten das Programm abwechselungsreich und ließen bei allen Anwesenden den Wunsch nach einer baldigen Wiederholung aufkommen. Dieser Nachmittag war ein Quell köstlicher Freude für unsere Gemeinschaft wie für das Leben in der Heimat; hier holten wir uns neue Kraft für unsere ideale Lebensaufgabe: Dienst am deutschen Volk und an der deutschen Jugend."

1935 findet eine Neuausrichtung statt. 'Allgemeiner Anzeiger' vom 16. Oktober 1935:

"Haus Colborn im Evangelischen Männerwerk. Die Grundstücke der früheren, inzwischen aufgelösten Volkshochschulgenossenschaft in Niedersachsen in Hermannsburg bei Celle, Colborn bei Lüchow und Dorum bei Wesermünde sind von dem neuen Verein „Volkshochschule Colborn" übernommen worden. Nachdem die staatspolitische und landwirtschaftliche Jugendschulungsarbeit, die vor der Machtübernahme in den Volkshochschulen betrieben wurde, von der HJ (Hitlerjugend) und dem Reichsnährstand übernommen sind, ist nur noch das dritte Hauptarbeitsgebiet der Volkshochschulen die evangelische Erwachsenenbildung verblieben und soll von dem Verein unter der Bezeichnung „Haus Colborn im Evangelischen Männerwerk" betrieben werden. Im Lauf des Sommers wurden in Colborn Freizeiten, Treffen, Schulungstagungen, Erholungszeiten usw. veranstaltet, die dem Neuaufbau der Kirche und deren innerster Festigung in den Gemeinden dienten. So ist Haus Colborn zu einer bewußten, bekenntnismäßig klaren Schulungsstätte im Raume der Kirche geworden."
Autor/-in:  Walter  Kranz
Herkunft:  Violet  Rea
Quelle:  Torsten  Schoepe
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Personengruppe • Schule (Institution)
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