Wustrow
Datum: 2. September 1895
Zeitraum: 1800 - 1899
Die "Zeitung aus dem Wendland" berichtete hierzu am 5. September 1895:
"Wustrow. Die fünfundzwanzigste Wiederkehr des Tages von Sedan ist hier unter sehr lebhafter Betheiligung der gesammten Einwohner des Ortes und der nächst umliegenden Ortschaften in besonderer Weise gefeiert worden. Schon der Abend des 1. September brachte uns einen Fackelzug des Turnvereins. Leider war dieses Unternehmen des Turnvereins zu spät bekannt geworden, um mit dem Fackelzug zugleich eine Illumination der Häuser vorzunehmen; doch waren trotzdem noch eine ganze Anzahl der Häuser und Läden recht schön geschmückt und erleuchtet. Am Montag Morgen von 7—8 Uhr wurde das Fest durch Glockengeläute eingeleitet. Der Kriegerverein. Gesang-, Turn- und Feuerwehrverein rückten geschlossen zu der Bürgermeisterei, woselbst der Festzug Aufstellung nahm.
Die Schulen des Orts, von Dolgow und Blütlingen hatten Aufstellung auf dem Marktplatz genommen. Eröffnet wurde der große Zug durch eine Abtheilung uniformierter Kameraden des Kriegervereins zu Pferde. Dann folgten die Schulen, danach der Kriegerverein Wustrow, dann folgten die aus Wustrow und den umliegenden Ortschaften als Festgäste geladenen Veteranen von 1866 und 1870/71. Die Zahl derselben betrug 41. Diesen vorauf und hinterher ging eine Schaar weißgekleideter Ehrenjungfrauen. Sämmtliche waren mit Kränzen von Eichenlaub und Schärpen in deutschen Farben geschmückt. Dann folgte das Festcomitee und die Herren der Stadtverwaltung. Nach der Kapelle des Ulanen-Regiments folgten die Bürger, der Gesangverein, die Feuerwehr, die Schützenvereine aus Teplingen. Blütlingen und Klennow, die Gesangvereine aus Dolgow und Klennow. Den Schluß bildete der Turnverein und eine große Zahl erschienener Festgäste aus nah und fern. Im Fehlorte auf dem breiten Wege zwischen dem Vorder- und Hinterfehl bildete der Zug ein großes Viereck, in der Mitte die Veteranen und Ehrenjungfrauen einschließend. Der Vorsitzende des Denkmalcomitees Herr E. O. Wentz hielt nun eine kurze Ansprache an die Festversammlung und die Combattanten von 1870/71, worin in kernigen Worten der großen Siege und Errungenschaften des letzten Krieges gedacht wurde. Hierauf wurden den Kämpfern von 1870/71 Erinnerungsmedaillen von den Ehrenjungfrauen überreicht. Dieselben sind aus erobertem französischem Geschütz gefertigt und tragen die Inschrift: 1895 zum 25jährigen Gedächtniß der Siege 1870/71, sowie die Namen der Schlachtörter Vionville, Mars la tour, Colombey. Noisseville, Gravelotte, St. Privat.
Gleich nach 4 Uhr erschien der Landrath des Kreises, Herrr Baron von dem Knesebeck und der Oberförster Herr Cleve auf dem Festplatz. Letzterer, Herr Oberförster Cleve, war ganz besonders von dem Vorstand des Denkmal-Comitees zu dieser Festlichkeit geladen worden, weil es namentlich den vielfachen Bemühungen dieses Herrn zu danken ist, daß der Platz zu dem zu errichtenden Kriegerdenkmal von dem Forstfiscus dem Verein unentgeltlich überlassen worden ist. Der ganze Festzug ordnete sich nun nochmals und mit Musik ging es zu dem Denkmalsplatz. Nach Absingen des Liedes „Germania" vom Männergesangverein hielt der Herr Landrath die Festrede zur Grundsteinlegung des Krieger-Denkmals. Derselbe gedachte zunächst der im Felde gefallenen und zum Theil in fremder Erde gebetteten Krieger und ging dann näher auf den Zweck des zu errichtenden Denkmals ein. Hierauf erfolgten die Hammerschläge zur Legung des Grundsteins; dieselben wurden von dem Herrn Landrath, vom Herrn Pastor Hemme, vom Herrn Rathmann Braase, Herrn Fr. Wentz als Vorsitzenden des Kriegervereins und Herrn E. O. Wentz als Vorsitzenden des Denkmals-Comitees vollzogen. Zuvor aber wurde die von Herrn Wigels verfaßte und mit künstlerischer Schrift ausgeführte Urkunde von demselben verlesen und festverlöthet in den Stein gelegt. Die Urkunde selbst und die bei den Hammerschlägen gesprochenen Worte bringen wir nach genauer Kenntnißnahme derselben.
Nachdem von den versammelten Schulkindern das Lied „Lobe den Herren" gesungen, hielt Herr Pastor Hemme, geschmückt mit den Kriegsdenkmünzen von 1870/71, die Weihrede. In ergreifenden und zu Herzen gehenden Worten wies derselbe auf die Zeit vor 25 Jahren hin und hob hervor, daß wir alle Errungenschaften von damals namentlich der gnädigen Führung unseres Gottes zu danken hätten. Mit gespanntem Interesse lauschte die zahlreiche Festversammlung den Worten des Redners. Nach Absingen der ersten Strophe des Liedes „Nun danket alle Gott" ging dann der Zug wieder zu dem Festplatz zurück. Concert und Ball wie auch abermalige Illumination vieler Häuser des Ortes hielt alle Festgenossen in rechter Feststimmmung noch lange vereint."
Die "Zeitung für das Wendland" vom 7. September brachte dann, wie angekündigt, den Text der Urkunde und die gesprochenen Worte zu den Hammerschlägen:
"Die in den Grundstein des Kriegerdenkmals niedergelegte Urkunde lautet: „Kund und zu wissen sei hiermit, daß am heutigen zweiten Tage des Monats September im Jahre 1895 als am 25jährigen Jubeltage des großen Sieges von Sedan der Grundstein zu einem Kriegerdenkmal zu Ehren der gefallenen Kämpfer von 1866 und 1870/71 aus Wustrow und nächster Umgegend gelegt worden ist."
Die bei den Hammerschlägen gesprochenen Worte lauten:
1. Herr Landrath Baron v. d. Knesebeck-Lüchow: „Den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Erinnerung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung."
2. Herr Pastor Hemme: „Zur Ehre Gottes, zum dankbaren Andenken an die Gefallenen und Verwundeten, zur Mahnung an treue Pflichterfüllung für die Nachwelt."
3. Herr Rathmann Braase: „Den gefallenen und den lebenden Veteranen zur dankbaren Erinnerung, der Gegenwart zur frohen Aufmunterung, der Jugend zur frommen Nacheiferung."
4. Herr Friedrich Wentz: Dem Feinde die Stirn, dem Freunde die Hand, das Leben dem Vaterland."
5. Herr E. O. Wentz: „In Liebe zum Vaterland, in Treue zum Kaiser, in Dankbarkeit gegen Gott."
Quelle:
Torsten
Schoepe
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