Familie Riecke (Absender der Karte) vor ihrem Haus

Wietzetze
Datum: 22. Dezember 1911 (Stempel)
Zeitraum: 1900 - 1913

Bei starker Vergrößerung der Aufnahme ist über der Groot Dör zu entziffern:

Jürgen Heinrich Schulz, Anna Margretha Schulz, geb. Schulze, anno 1833
Quelle:  Torsten  Schoepe
Nutzungsrechte: Zur Klärung etwaiger Urheberrechte wenden Sie sich bitte an Torsten Schoepe, Plater Weg 4, 29439 Lüchow, e-mail torsten@schoepe.de. Wenn als Autor Torsten Schoepe angegeben ist, unterliegt die Abbildung besonderen Nutzungsrechten.
Bauernhaus • Familienportrait • Niederdeutsches Hallenhaus • Vierständerhaus
Archiv-ID: 44103
Kommentare
Paul-Albert Voigt 24.02.2020
Das Bild gibt mir einige Rätsel auf: Die beiden Hallenhäuser sind wie aus dem Ei gepellt, wirken fast unbenutzt, die Ausfachungen wie gerade fertiggestellt. Kein Mist vor den Türen, alles blitzeblank. Die Stalltüren innen angeschlagen und somit nach innen öffnend: Da kann kein Vieh drin gewesen sein. Aber was sonst? Reiche Bauern, zu denen die Familie wohl gezählt hat, hatten viel Vieh! Und noch mehr Mist! Wurde für die Aufnahme jeder Hinweis auf Tiere beseitigt und saubergemacht? Sehr sehr fraglich, stand doch ein großer Misthaufen eher für den Reichtum eines Bauern! Gab es vielleicht einen ganz anderen Erwerbszweig? Das eher städtisch-vornehme Erscheinungsbilder der jungen Familie läßt diese Frage entstehen. Aber vier Pferde? Zum Kutsche fahren? Auch die Groot Döör sieht unbenutzt aus. Die Bögen sind ziemlich hoch ausgeschnitten, was zur Biedermeierzeit um 1830 m.E. noch nicht der Fall war. Die Auflösung auf der Seite hier ist nicht so hoch, daß man die Jahreszahl sicher erkennen könnte. Aufgrund der fast neuwertigen Erscheinung eines zur Aufnahmezeit 80jährigen Bauernhauses würde ich von einem deutlich späteren Bauzeitalter ausgehen. Z.B. 1883 statt 1833? Dann wäre das Haus vielleicht gerade erst 15 Jahre alt gewesen! Haben beide Häuser zusammengehört? Die 4 Pferde, für einen Hof um 1900 schon selten, werden ihren Stall wohl in dem massiven Nebengebäude gehabt haben. Auffällig finde ich, daß das Bild eindeutig vom Großvater dominiert wird (in der Bildmitte mit Hut), während sein vermutlicher Sohn (mit Uhrkette) und Hoferbe ganz am Rande Aufstellung genommen hat. Zu sehen sind des Weiteren seine ungewöhnlich attraktive Frau, zwei Kinder, eine Magd, ein Stallbursche und ein Knecht (mit Pfeife). Es ist mir bekannt, daß solche Photographien nichts mit dem gemein hatten, was heute üblich ist. Es sind bis ins kleinste Detail durchkomponierte Aufbauten, die Aufstellung der Personen richtete sich immer klar nach der Rangordnung Kurzum: Ein Bild, das mehr Fragen aufwirft als es beantwortet.
Wübbenhorst 01.04.2020
Innen angeschlagene Dungtüren und die Form des Torbogens sind für 1833 völlig normal. Um 1900 wurden viele Bauernhäuser umgebaut, neu gebaut oder zumindest saniert. Letzteres war hier offenbar der Fall.
Paul-Albert Voigt 02.04.2020
@ Wübbenhorst: Was soll der Sinn gewesen sein, während einer kurzen Periode die Stalltüren plötzlich innen anzuschlagen, nachdem sie zuvor und auch danach wieder außen angeschlagen wurden? Quelle? Beispiel? Kein Bauer würde das so machen! Wer schon mal Vieh in einem engen Stall gehalten hat, weiß das. Und daß nach gerade 67 Jahren (mindestens) der gesamte Giebel neu ausgefacht /saniert werden mußte, ist für mich auch nicht nachvollziehbar. In solch kleinen Fächern halten sich Steinausfachungen ewig. Mit Lehmstaken waren die ganz sicher nicht ausgefacht. Das funktioniert nicht. Gab es denn hier 1833 schon solch enggestelltes kleinteiliges Fachwerk?
Paul-Albert Voigt 11.04.2020
Nachtrag: Jetzt, nachdem ich das zweite Bild https://www.wendland-archiv.de/details/Familie%20vor%20ihrem%20Haus/44072 gesehen habe, ist für mich klar, daß die Datierung 1833 wohl richtig ist. Man sieht, daß es sich um ein Rauchhaus gehandelt haben muß und das kleine Kammerfach zu einem späteren Zeitpunkt einen eigenen Schornstein und eine schmale Zugangstür bekommen hat. Interessant: Die Familie wurde auf beiden Aufnahmen in exakt gleicher Aufstellung fotografiert, einmal vor dem Wirtschaftsgiebel, und dann nochmal vor dem Wohnteil.
Beate Hennings 30.10.2020
Auch im Stallteil des Hauses der Großeltern meines Mannes sind die Türen im Wirtschaftsgiebel innen angeschlagen. Wir haben dort bis 1997 noch unsere Starken/Färsen (weibliche Jungrinder) gehabt. Für uns war der Vorteil darin zu sehen, dass die Tür immer auf geht - egal wie groß oder wie unförmig der Misthaufen war. Außerdem stehen die Türblätter nicht außen vor (über die Hausbreite hinaus ragend) und somit auch nicht im Westwind, der die Tür immer wieder zuknallen lassen würde. Und ja, es war beim Abmisten eng aber die Starke am äußeren Stallplatz kannte es, dass man die Tür erst an ihrem Hinterteil vorbei bis an die Wand drücken mußte.
Beate Hennings 30.10.2020
Für den fehlenden Misthaufen wäre eine Erklärung, dass das Vieh noch oder schon auf den Weiden war. Der Obstbaum links ist ohne Laub aber die großen Bäume rechts tragen noch Laub oder sind es Steineichen? Bei Futterknappheit wurden die Rinder oft erst spät im Herbst hereingeholt oder auch mal im Winter wieder rausgetrieben - je nach Witterung und Bewuchs auf den Weiden.
Paul-Albert Voigt 31.10.2020
@ Beate Hennings: Ich sehe, Sie sind "vom Fach" und kennen sich aus. Dann hat es wohl beide Stalltürversionen gegeben. Das Vieh wurde abends nicht nachhause geholt? Und auf der Weide gemolken? Das kenne ich ja anders. Wenn das Vieh über Nacht im Stall war, muß es auch Mist gegeben haben. Aber möglicherweise war das auch einfach eine sehr ordentliche Familie, die ihr Haus in tadellosem Zustand gehalten hat und den Mist weggeräumt hat. Vielleicht wußten sie sogar, daß Ammoniak das Fachwerk zerfrißt.
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