Lüchow
Burgstraße
Datum: 1916
Links ist der alte Holzzaun erkennbar, der den Amtsgarten abgrenzte. Rechts die Häuser des Friseurs H. Kuhlow, der die Aufnahmen des sogenannten Weyhofen-Fotoalbums um 1916/17 anfertigte. Rechts daneben das Haus der Bau- und Kunstglaserei von Adolf Gerlach.
Der Fotograf und der Zeitraum der Aufnahmen läßt sich nicht aus dem Album ableiten. Etliche der Fotos liegen aber auch in anderen Sammlungen vor. Dort sind sie teilweise vorne mit dem Jahr und dem Ort beschriftet und jede dieser Aufnahmen ist auf Fotopapier mit dem Namen H. Kuhlow auf der Rückseite vergrößert worden.
Aus dem Findheft zum Weyhofen Foto-Album, verfasst im Jahre 1976 von Dr. Karl Kowalewski, Stadtarchivar:
"Erläuterungen zum Foto-Album Weyhofen
Das Foto-Album wurde 1976 von der Stadt Lüchow aus dem Nachlaß des tödlich verunglückten Parkettlegemeisters Peter Weyhofen käuflich erworben. Es enthält 284 Fotos, überwiegend aus der Zeit von etwa 1915 -1930. Das örtliche Schwergewicht der Aufnahmen liegt in dem Gebiet der heutigen Samtgemeinden Lüchow, Dannenberg, Clenze, wobei das Stadtgebiet Lüchow und der obere Drawehn in den Motiven am stärksten vertreten sind.
Das Album - im Format 55,5 x 21,5 cm - hat einen kräftigen Pappeinband und ist, von leichten Abnützungen an den Kanten abgesehen, in einem guten Zustand. Es enthält 57 Blätter, von denen die letzten 13 leer sind.
Die Fotos sind ohne jeglichen künstlerischen Wert. Es handelt sich um anspruchslose, alltägliche Aufnahmen. In dieser Anspruchslosigkeit liegt jedoch ihr Wert als historische Dokumente. Die Absicht des Photographen läßt sich wohl am besten mit der einer sachlichen Bestandsaufnahme dessen, "was ist", deuten. An interessanten Perspektiven und Einstellungen zeigt er sich völlig uninteressiert. Das Subjektive ist nahezu völlig ausgeschaltet, die Objektivität des Gegenstandes steht im Vordergrund. Das Hauptinteresse des Photographen galt den leblosen Dingen, Bauwerken aller Art, Dorf- und Stadtansichten, Straßen, Feldern und Bahnhöfen. Dem Stil der Zeit entsprechend, dienen Personengruppen lediglich als Staffage.
Angesichts der ungeheuren Veränderungen, die sich am äußeren Erscheinungsbild unserer engeren Heimat durch zivilisatorische Einwirkungen mannigfacher Art seit dem Ende des II. Weltkrieges vollzogen haben und immer noch beinahe täglich vollziehen, stellt die Weyhofen-Sammlung eine unschätzbare bildliche Quelle für die baulichen und landschaftlichen Zustände unseres Gebietes zwischen den Kriegen dar. Wenn es schon der eingesessenen Bevölkerung bereits heute schwerfällt, das noch vor wenigen Jahrzehnten Gewesene in der Erinnerung zu rekonstruieren, wieviel schwerer wird es den Neubürgern und der heranwachsenden Generation fallen, ganz zu schweigen von den kommenden Generationen. Wo einst die "Insel"mit "Fröhling´s Marie" lag, fließt heute die Jeetzl in ihrem regulierten Flußbett. Fachwerkhäuser, deren Namen Generationen von Lüchowern ein Begriff waren, sind den Erfordernissen einer neuen Zeit gewichen. Die Idylle des Weges nach Plate ist der nüchternen Sachlichkeit des modernen Straßenbaus gewichen.
Doch der Wert der Sammlung Weyhofen als historische Bildquelle erschöpft sich darin nicht. Die Sammlung enthält eine Fülle von Einzelinformationen über Gebiete, über die ohne das bildliche Dokument heute kaum noch zutreffende Aussagen möglich wären, so z.B. über Trachten, Alltagskleidung, Roggenernte, 1. Weltkrieg in der Heimat, Schützenfeste, Ziehbrunnen, Überschwemmungen, um nur einige Motive zu nennen."
Die im Wendland-Archiv eingestellten Reproduktionen aus dem Fotoalbum wurden 2007 von Torsten Schoepe als Scan in hoher Auflösung angefertigt. Die Fotos sind altersbedingt teilweise erheblich beschädigt und werden bei Bedarf durch digitale Bildretusche wiederhergestellt, bzw. repariert.
Autor/-in:
H.
Kuhlow
Quelle:
Stadtarchiv Lüchow
Fotoalbum • Geschäftshaus
Archiv-ID: 24701