Der restaurierte T 141 in Bodenburg bei Hildesheim

Ortsangabe im Bildtitel
Datum: 28. November 1975 (EJZ)
Zeitraum: 1971 - 1980

Bildunterschrift in der EJZ vom 28.11.1975:
Lackiert und restauriert: Der ehemalige Triebwagen der Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn, heute Eigentum der Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn. Bei Hildesheim soll er bald für Museumsfahrten eingesetzt werden.

Das Foto und folgender Bericht stammen von U. Bornmüller.

"Schienenzepp" hat Museumswert
Der T 141 ist bald wieder fahrbereit — Einst in Wismar gebaut worden

Lüchow. Vor nunmehr drei Jahren, im November 1972 wurde der Triebwagen 141 der ehemaligen Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn, in Lüchow und im Lemgow als „die Kleinbahn“ bekannt, von der „Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn“ (AHE) erworben und nach Bodenburg bei Hildesheim abtransportiert. Dort, an der Bahnstrecke Hildesheim — Kreiensen, stand der Wagen zunächst auf der Laderampe und wurde dann auf einem Gleis vor dem jetzt als Lager dienenden früheren Lokomotivschuppen abgestellt.

Bald danach begann der erste Restaurierungsabschnitt: Der T 141 wurde äußerlich wieder in Ordnung gebracht. Die Originallackierung ist wieder in gutem Zustand: rote Motorhauben vorn und hinten, elfenbeinfarbenes Fensterband, Dach, Leiter und Gepäckträger silbrig. Auch ein Motor ist wieder intakt. Er mußte völlig zerlegt werden, zum Glück fehlten keine unersetzbaren Teile. Inzwischen war eine kleine, inoffizielle Probefahrt möglich, die zur Zufriedenheit der Vereismitglieder ausfiel. Die AHE-Leute smd nun optimistisch. Wenn auch der zweite Motor wieder läuft, soll die Innen-Einrichtung instand gesetzt werden. Dann wäre der Wagen für Museumsfahrten voll einsatzfähig.

Da der Eisenbahnverein außer dem T 141 auch noch eine alte dreiachsige Dampflokomotive vom Typ T 3 und einige Personenwagen aus Reichsbahnzeiten besitzt, möchte er auf einer von Bodenburg ausgehenden stillgelegten Bundesbahnstrecke, die einige Kilometer lang ist, einen ständigen Museumsbetrieb einrichten. Der erste Betriebstag wird aber mit Sicherheit noch einige Jahre auf sich warten lassen, da bei einem so kleinen Verein die finanziellen Mittel begrenzt sind, und öffentliche Mittel gibt es dafür nicht.

Die „Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn“ ist eine 20 Mitglieder umfassende Vereinigung, hervorgegangen aus der „Arbeitsgemeinschaft Eisenbahnkurier“. Die AHE hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Eisenbahnfahrzeuge zu restaurieren und wieder betriebsfähig zu machen. Gerade bei dem Lüchow-Schmarsauer Triebwagen, einem Fahrzeug der Wismarer Waggonfabriken, bei Eisenbahnfreunden kurz „Der Wismarer“ genannt, geht die Überholung nur langsam voran. Das Fahrzeug glich beim Ankauf eher einem Wrack als einem Triebwagen! Die Fenster waren zerschlagen, die Polster demoliert, sowie Schilder und Lampen zerstört. Einige Teile fehlten ganz — ein Werk zerstörungswütiger Zeitgenossen. Man scheute trotzdem keine Mühe . . . und man schaffte es.

Der Lüchower T 141 wurde 1935 bei den Waggonfabriken in Wismar gebaut. Zwei 40-PS-Ford-Motoren wirken je auf eine Achse Es war je nach Fahrtrichtung immer nur ein Motor in Betrieb. Die Höchstgeschwindigkeit des 10,1 Meter langen Fahrzeuges betrug 45 km/h. Von den knapp 100 unterschiedlich gestalteten „Wismarern“, die Kosenamen wie „Schienenzepp“, „Schweineschnäuzchen“ oder „Ameisenbär“ erhielten, bleiben neben dem T 141 aus Lüchow nur noch der T 2 der Kleinbahn Bremen-Thedinghausen, der T 148 der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn und der T 41 (Schmalspur 1000 mm) bei der Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen sowie der im Sommer als Touristen-Attraktion bei der OHE von Soltau eingesetzte VT 508 für die Nachwelt erhalten.
Quelle:    Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung
Eisenbahn
Archiv-ID: 60070
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