Der Vorstand des Wustrower Museums vor dem "Hirtschen Haus"

Wustrow
Lange Straße 9
Datum: 28. August 1981
Zeitraum: 1981 - 1990

Bericht vom 29.08.1981 in der EJZ / Christiane Beyer

Wustrower Museum bald in neuem Haus
Sammlung soll schon im kommenden Jahr im "Dr. Hirtschen Haus“ ausgestellt werden.

Wustrow. Ein eigenes Haus, das in den kommenden Jahren zu einem „richtigen Museum“ ausgebaut werden soll, hat der Wustrower Museumsverein jetzt gekauft. Es ist das sogenannte "Dr. Hirtsche Haus" in der Langen Straße 9 und liegt gegenüber dem jetzigen -gemieteten- Wustrower Museum. Da diese Unterkunft schon seit langem zu klein war und für die mittlerweile zahlreichen Stücke nicht genügend Ausstellungsfläche bot, waren vom Museumsverein in den vergangenen drei Jahren verschiedene Häuser in Erwägung gezogen worden.

Alle konnten von den Vereinsmitgliedem besichtigt werden, und mehrere schienen für die Nutzung als Museum geeignet. Für zwei konkret zum Verkauf anstehende Häuser waren umfangreiche Architektengutachten erstellt und bei der Bezirks- und Landesregierung eingereicht worden. Bund und Land, von denen zu diesem Hauskauf die größten Zuschüsse kamen, gaben schließlich auch den Ausschlag zum Erwerb des "Dr. Hirtschen Hauses." In einem Schreiben der Bezirksregierung vom August dieses Jahres heißt es: Das Haus besitzt einen stadtbildprägenden Charakter und sollte für Wustrow erhalten bleiben. Es handelt sich "bei dem geförderten Objekt um ein Kulturdenkmal gemäß § 3 des Nds. Denkmalschutzgesetzes". Bund und Land bezuschussten den Hauskauf mit knapp 60%. Jeweils 20 000 DM steuerten die Samtgemeinde Lüchow, die Gemeinde Wustrow, der Landkreis und der Museumsverein aus Eigenmitteln bei.

Der Konzeption des Museumsvereins, in der es unter anderem heißt, daß die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung industrieähnlicher Entwicklungen, der Sozialgeschichte, der Bereiche Handwerk, Handel und Gewerbe dargestellt werden soll, wird auch die Geschichte des etwa 80 Jahre alten Hauses gerecht. Das "Dr. Hirtsche Haus" wurde um die Jahrhundertwende als herrschaftliches Wohnhaus für einen leitenden Angestellten der mechanischen Leinenweberei Wentz gebaut, diente danach als Unfallklinik für die Kaliwerke bei Wustrow, im Dritten Reich als Landjahr-Lager, bot nach Kriegsende zahlreichen Flüchtlingen Unterschlupf und beherbergte in seinen Räumen bis in die sechziger Jahre hinein eine Arztpraxis.

Der Museumsvereiri ist mit dem Kauf des Hauses auch gleichzeitig einem Vereinsziel - der Erhaltung historischer Baudenkmäler - näher gekommen. Vorsitzender Dr. Rolf Meyer erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die europäische Kampagne zur Stadterneuerung des Europarates, die unter dem Motto "Städte zum Leben" steht. Dr. Rolf Meyer fühlte sich davon angesprochen und meinte, es sei zugleich ein Aufruf an alle Bürger, mitzuarbeiten, um die Städte zu "erwecken." Dazu zählt auch die "Spurensicherung" des Museumsvereins, die innerhalb der Sammelgebiete die Speicherung lebensgeschichtlicher Erfahrungen beinhaltet. Gleichzeitig wird zum "aktiven Sammeln" und zur aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und der Zeit ihrer Eltern und Großeltern aufgefordert. Das auszugestaltende Museum "Dr. Hirtschen Haus" soll gleichermaßen Heimatmuseum, Dokumentationsstelle, Archiv und "Erinnerungsbank" sein.

Nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 4. Oktober wollen die Vereinsmitglieder ihre neuen Räume besichtigen. Danach soll mit den notwendigen umfangreichen Instandsetzungsarbeiten begonnen werden. Nach Vorstellungen der Bezirksregierungen - Bund und Land wollen bei der Finanzierung entscheidend mithelfen - soll im kommenden Jahr die untere Etage des großräumigen Hauses als Ausstellungshalle hergerichtet werden. Vieles soll in Eigenarbeit errichtet werden, und für die Vereinsmitglieder ist "ihr" Museum eine große Herausforderung, -by-
Autor/-in:  Christiane  Beyer
Archiv-ID: 52443
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