Dampfmaschinenhaus des alten Sägewerk Müller

Lüchow
Datum: 16. Januar 1992
Zeitraum: 1991 - 2000

ÜBER 20 METER HOCH ist der Schornstein der stillgelegten Dampfmaschinenanlage auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerkes in Lüchow. Der alte Schlot soll zumindest teilweise erhalten bleiben.
Aufnahme: D. Meyer

Die Aufnahme illustrierte einen Artikel in der EJZ vom 16. Januar 1992:

"Förderverein will Schornstein vor dem Abriß retten
Gefahr für Anwohner oder erhaltenswertes Bauwerk?

dm Lüchow. Für die einen ist er eine Gefahr für Anwohner und angrenzende Gebäude, für die anderen Teil einer erhaltenswerten alten technischen Anlage: der über 20 Meter hohe Schornstein auf dem Grundstück eines ehemaligen Sägewerkes zwischen Dannenberger Straße und Senator-Brünger-Straße in Lüchow. Der Schornstein aus rotem Ziegel gehört zu einer stillgelegten Dampfmaschinenanlage, für deren Erhalt sich die Mitglieder des „Fördervereins Dampfmaschine“ aus Lüchow einsetzen. Sie möchten auf den Schornstein als Bestandteil einer Dampfmaschine nicht verzichten, meint Norbert Distler vom Förderverein.

Im Oktober des vergangenen Jahres habe der Außenstellenleiter des Instituts für Denkmalpflege in Lüneburg gerade noch verhindern können, daß die alte Esse vom Technischen Hilfswerk (THW) abgerissen wird, berichtet Norbert Distler. Nach Ansicht des Instituts für Denkmalpflege ist die Anlage „unbedingt erhaltenswert“, weil in Niedersachsen wahrscheinlich keine andere derartige Maschine erhalten ist.

Die Besitzerin des Sägewerkes, Hilde Müller, hatte die Sprengung des Schornsteins veranlaßt. Ihr war von der Bauaufsicht der Kreisverwaltung geraten worden, den Schornstein in absehbarer Zeit entweder abtragen oder restaurieren zu lassen. Der Schlot sei aber nicht „akut vom Einsturz gefährdet“, meint Baudirektor Jürgen Weinhold. deshalb sei der Abbruch von der Kreisverwaltung nicht verfügt worden.

Da die Besitzerin kein Geld in das alte Gemäuer stecken wollte, beauftragte sie das THW, den Schornstein zu sprengen. Den Hinweis, daß dort eine baufällige Esse stehe, gab der Architekt des angrenzenden neugebauten Wohnblocks. Er hatte sich im Auftrag des Bauherrn, Peter Schneeberg aus Hitzacker, an die Bauaufsicht gewandt.

„Wenn Sie sich den Schornstein mit dem Fernglas anschauen, bekommen Sie einen Schreck“, erläuterte Peter
Schneeberg gegenüber der EJZ. Das Mauerwerk weise Risse auf und sei sehr brüchig. Er wolle sich später nicht vorwerfen lassen, sich nicht für die Sicherheit der Neubaubewohner eingesetzt zu haben, falls herunterstürzende Steine Anwohner verletzten.

Der Förderverein, dem die Dampfmaschine gehört, bemüht sich seit einiger Zeit, neben der 97 Jahre alten Maschine - nur diese ist bisher unter Denkmalschutz gestellt worden - das gesamte Ensemble zu erhalten. Norbert Distler hofft, daß sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, um eine Lösung für den Erhalt der Anlage zu finden.

Nach Ansicht des Kreisdenkmalpflegers, Peter Blaffert, müßten zunächst die Eigentumsverhältnisse geklärt werden: Übernimmt die Stadt Lüchow die gesamte Anlage beim geplanten Kauf eines Teils des ehemaligen Sägewerksgeländes? Danach müsse entschieden werden, ob auch Kesselhaus und Schornstein zu
Denkmälern erklärt werden sollen. Erst dann könne man sich Gedanken darüber machen, was mit der Anlage geschehen soll.

Was genau erhaltenswert ist und deshalb saniert werden muß, darüber gibt es zur Zeit noch verschiedene Meinungen. Während der Förderverein das gesamte Ensemble retten will, zeichnet sich ein Kompromiss ab: Um die Dampfmaschine wird ein Maschinenhaus gebaut; der Schornstein bleibt teilweise erhalten, nur ein besonders baufälliges Oberstück, etwa ein Fünftel, wird abgetragen; und das Kesselhaus wird abgerissen. Dieser Lösung würde auch der Bauherr des neuen Wohnblocks, Peter Schneeberg, zustimmen.

Wenn sich die Beteiligten in Lüchow allerdings nicht einigen können, dann bietet sich eine andere Möglichkeit an. Der Museumsverein Wustrow ist seit längerer Zeit daran interessiert, die Dampfmaschine nach Wustrow an ihren alten Standort zurückzuholen. Dort hatte sie bis 1924 in einer Weberei gestanden, bevor sie nach Lüchow gebracht wurde. Der alte Schornstein und das Kesselhaus auf dem Sägewerksgelände könnten dann abgerissen werden. Aber was ist eine Dampfmaschine ohne Schornstein?"
Quelle:    Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung
Archiv-ID: 62236
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