Lüchow
Datum: 5. Februar 1990
Zeitraum: 1981 - 1990
EJZ vom 5. Februar 1990
Bildunterschrift: "RUND 25 TONNEN SCHWER ist die gesamte Apparatur der Dampfmaschine im Sägewerk Müller, deren Erhaltung sich ein Förderkreis der Ortsgruppe Lüchow-Dannenberg des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zur Aufgabe gemacht hat."
"Denkmal sucht feste Bleibe
VDI-Förderkreis pflegt alte Sägewerks-Dampfmaschine
Lüchow. Einzigartige 54 Pferdestärken suchen nach einer dauerhaften Bleibe: Ein Jahr, nachdem die 1894 in Schlesien gegossene, erst in Wustrow in der Weberei Krome, von 1924 bis 1980 dann im Sägewerk Franzke (später Erwin Müller) in Lüchow betriebene Dampfmaschine unter Denkmalschutz gestellt worden ist, steht immer noch nicht fest, wo sie als Anschauungsstück für die Technik vergangener Zeiten der Nachwelt erhalten werden soll.
1988 hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), Ortsgruppe Lüchow-Dannenberg, einen Förderkreis gegründet und die von Norbert Distier „entdeckte“ Maschine erstanden mit dem Ziel, sie zu erhalten. Die Frage ist nur: An welchem Ort? Einerseits böte sich an, sie an ihrer einstigen Wirkungsstätte zu belassen. Das bedürfte allerdings des Engagements der Stadt Lüchow und der Denkmalpflegebehörden, denn auf Dauer kann der kleine, keine zehn Mitglieder zählende Förderkreis es sich nicht leisten, die wenn auch geringe Miete für die Räumlichkeiten zu tragen.
Außerdem kollidiert die bisherige Unterbringung mit der Bauplanung: Das künftig angrenzende Feuerwehrgerätehaus und mögliche neue Firmenaktivitäten im ehemaligen Sägewerk stehen einer musealen Präsentation in den angestammten Räumlichkeiten entgegen.
Als Alternative steht zur Diskussion, die Dampfmaschine ins Museum nach Wustrow umzusetzen. Schließlich versah das „Denkmal“ in der Wustrower Weberei fast 30 Jahre lang seinen Dienst. Sollte auch daraus nichts werden, dürften die Lüchower künftig weit reisen müssen, um „ihre Dampfmaschine“ zu besichtigen: Hamburger Museen und das Deutsche Museum sind nach Angaben des VDI-Förderkreises „sehr interessiert“.
Schließlich handelt es sich um ein Objekt mit Seltenheitswert: In Niedersachsen ist es die einzige (und damit zugleich älteste) liegende Dampfmaschine, dazu dank des Engagements des Vorbesitzers in einem sehr guten Zustand erhalten. Der Dampfkessel, bis zur aus Umweltschutzgründen erfolgten Außerdienststellung im Jahre 1980 mit Abfallholz und Sägespänen befeuert, ist zwar leicht desolat, aber nicht irreparabel. Das 1-Zylinder-Doppelwerk und die sonstigen Maschinenteile einschließlich des rund fünf Tonnen schweren Schwungrades sind nach wie vor funktionsfähig.
Unterstützung bei der Erhaltung der Dampfmaschine, die über ein halbes Jahrhundert lang zuverlässig das Müller'sche Sägegatter antrieb, erhofft sich der Förderkreis vom niedersächsischen Minister für Wirtschaft und Technologie, Walter Hirche, der am heutigen Montag zu einem Kurzbesuch in das ehemalige Sägewerk kommt. Nicht zuletzt in Hinblick auf diesen Besuch versetzten die Mitglieder des Förderkreises um ihren Vorsitzenden Jürgen Schwartz die Maschine am Wochenende in „Hochglanz“. Den Ingenieuren wäre es am liebsten, wenn die Dampfmaschine auf Dauer in Lüchow verbleiben könnte. Das deckt sich mit der Einschätzung des TÜV Hamburg, der in einer Begutachtung zum Schluß gekommen ist, daß eine Erhaltung der Gesamtanlage „in situ“ unbedingt anzustreben ist."
Autor/-in:
Reinhard
Stremmler
Quelle:
Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung
Archiv-ID: 62234