Brandstelle C.H.Schulz

Lüchow
Lange Straße (zwischen Markt und Jeetzel) 10 - 12
Datum: 21. Oktober 1905
Zeitraum: 1900 - 1913

Die Gebäude des Kaufmanns C.H. Schultz sind abgebrannt.

Der Redakteur der Lüchower Kreiszeitung schreibt damals: "In der Nacht von Freitag, den 20. auf Sonnabend, den 21. Oktober 1905 wurde durch eine gewaltige Feuersbrunst das größte industrielle Etablissement unserer Stadt, der große Gebäudekomplex der Firma C. H. Schultz, sowie das Bäckermeister Sophus Grote′sche Wohnhaus zwischen der Ritterstraße und der Jeetzel vollständig zerstört. In dem ersteren befand sich die elektrische Zentrale, die bis zum Brande unsere Stadt mit elektrischem Licht und Kraft versorgte, eine Dampfmühle, ein Futterartikellager und Braunbierbrauerei und eine Gastwirtschaft, alles bildet heute einen großen Schutt- und Trümmerhaufen."

Die "Zeitung für das Wendland" berichtet in der Ausgabe vom 24. Oktober 1905:

"Durch ein Feuer von ganz enormem Umfange wurden in der Nacht zum Sonnabend die Gebäude der Firma C. H. Schultz zerstört. Die Baulichkeiten enthielten die Brennerei, Lagerbierbrauerei. Dampfmühle und das Elektrizitätswerk und erstreckten sich von zwei Straßenfronten bis zum Jeetzelflusse hinunter. Das Feuer war in dem oberen Stockwerk der Mühle kurz nach 1 Uhr nachts ausgekommen und hatte in den wenigen Minuten, daß die Hausbewohner geweckt und Alarm geschlagen wurde bereits eine solche Ausdehnung angenommen, daß an ein Retten von Mobiliar nicht gedacht werden konnte. Nach kurzer Zeit brach das mit hunderten von Zentnern Eisen belastete Mühlengebäude zusammen und setzte das Feuer seine Zerstörung an den Hintergebäuden und dem dreistöckigen Wohnhause fort.

Die hauptsächlichste Arbeit wurde nun auf die Rettung der benachbarten und der gegenüberliegenden Gebäude an der Langen- und an der Rosenstraße angewandt, namentlich stand das Kaufmann Schilligsche Wohnhaus lange Zeit in größter Gefahr und konnte nur durch die Tätigkeit zahlreicher Schläuche gehalten werden. Das anfänglich noch geschützte Wohnhaus des Bäckermeisters Grote wurde gegen morgen noch vom Feuer vernichtet, nachdem auch hier die Hintergebäude vorher weggebrannt waren. Zum Glück war es gelungen, gleich beim Ausbruch des Brandes zahlreiche Spiritusfässer in Sicherheit zu bringen, sonst hätten diese durch ihre Explosion und ihren gefährlichen Inhalt wohl die ganze Umgebung mit Feuer überschüttet. Ebenso konnten die Hähne des unter Druck stehenden großen Dampfkessels rechtzeitig geöffnet werden. Infolge des riesigen Feuerscheines waren zahlreiche auswärtige Spritzen erschienen, sodaß zusammen mit den Spritzen der städtischen und freiwilligen Feuerwehr und der der Firma C. D. Brünger wohl 30 Löschapparate in Tätigkeit waren. Gegen morgen waren die brennenden Gebäude soweit zusammengebrochen, daß eine Gefahr für die Nachbarn nicht mehr bestand und konnten die aus ihren Wohnungen mit dem nötigsten Mobiliar geflüchteten Einwohner der Rosenstraße wieder einziehen. Durch die Hitze ist der Oelfarbenanstrich dieser Häuser vollständig zerstört worden, ebenso sind im Schilligschen und P. F. Schultzschen Hause die Schaufenster zersprungen. Der entstandene Schaden dürfte eine Viertelmillion überschreiten und wird in der Hauptsache von der Magdeburgischen und nordbritischen Versicherung getragen. Durch das Feuer ist auch die Telephonverbindung unserer Stadt vollständig abgeschnitten, da alle Leitungen auf dem niedergebrannten Gebäude befestigt waren. Eine andere Kalamität ist durch die Vernichtung des Elektrizitätswerkes entstanden die am meisten von den Motorenbesitzern und den Gastwirten empfunden werden dürfte. Während des Brandes ereignete sich auch ein Unfall. Der Zimmermann Heinrich Schulz stürzte aus der Höhe der zweiten Etage von einer am Schilligschen Hause stehenden Leiter und mußte besinnungslos in das Wellmannsche Haus getragen werden. Die sofortige ärztliche Untersuchung ergab keine äußeren Verletzungen und sollen sich später auch keine inneren Beschädigungen gezeigt haben, mittels Tragkorbes brachte man den Verunglückten in seine Wohnung. Die niedergebrannten Gebäude bilden jetzt einen riesigen Trümmerhaufen aus dem die Schornsteine als stumme Zeugen hervorragen. Zahlreiche Eisenteile, u. a. eine ca. hundertpferdige Dampfmaschine liegen unter den Trümmern begraben und werden erst nach dem Erlöschen der immer wieder aufflackernden Flammen geborgen werden können. Die zahlreichen im Hintergebäude untergebrachten Kühe und Pferde, wie auch die Geschäftsbücher und Korrespondenzen der Firma wurden gleich zu anfang gerettet. In der Mühle verbrannten ca. 1000 Ctr. Roggen, 1000 Ctr. Roggenkleie. 500 Centner Mehl und zahlreiche Futtermittel."

Auf der Brandfläche wird das spätere Kreishaus gebaut.
Quelle:  Torsten  Schoepe
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Brand
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