Bauzeichnung des Landbundhauses - Obergeschoss

Lüchow
Datum: 1927
Zeitraum: 1919 - 1932
Baujahr: 1927

Torsten Schoepe berichtet zu dieser Zeichnung aus seiner Familiengeschichte:

"Die obere Etage des Landbundhauses bestand aus der hier dokumentierten großen Wohnung, die ab 1938 von der Familie meines Opas, Heinrich und Aenne Ritter mit den Kindern Jürgen, Annelore und Gudrun, bezogen wurde. Vorher wohnte man etwas beengt in der darüberliegenden Dachgeschosswohnung. Heinrich Ritter war zunächst Buchhalter im Landbund, nach dessen Auflösung (Stichwort Reichsnährstand) als solcher in anderen Firmen tätig und ab 1938 Geschäftsführer der Viehverwertungsgenossenschaft.

Meine Mutter, Annelore Schoepe, geb. Ritter, hat 2021 etwas über die damalige Zeit aufgeschrieben:

Wir hatten im Landbundhaus eine schöne, große Wohnung, die allerdings viel Arbeit machte. Wir Schwestern mussten beim Putzen der Fußböden und Fenster mithelfen, auch beim Verarbeiten des Obstes und Gemüses aus unseren Gärten für die Winterzeit. Ich habe das immer gerne gemacht, auch bei der Gartenarbeit war das für mich selbstverständlich. In unserem Garten im Schützenpark hatten wir Kinder eine Schaukel und eine Sandkiste zum Spielen.

Da wir im ersten Stock wohnten, war natürlich die Treppe sauber zu halten. Dafür wurde sie jeden Tag abgefegt und einmal in der Woche gewischt, dann mit Bohnerwachs eingerieben und anschließend mit einem Bohnerbesen glänzend geschrubbt. Dieses Reinemachen wurde in allen Räumen der Wohnung angewandt, denn der Bodenbelag waren Holzbretter.

Dann gab es noch die Waschtage. Im Keller des Hauses befand sich eine Waschküche mit einem Kessel, in dem die schmutzige Wäsche eingeweicht und erhitzt wurde, dazu kam dann das Waschpulver. Am nächsten Tag wurde die Wäsche auf einem Waschbrett gerubbelt, danach gespült und durch eine Rolle gedreht, um das meiste Wasser heraus zu spülen. Schließlich wurde die Wäsche im Hof oder auf dem Boden getrocknet.

Im Mai 1945 kamen die Amerikaner als Besatzungsmacht nach Lüchow. Alle Hausbewohner waren wieder im Keller und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Mein Vater saß auf der oberen Treppenstufe, als eine Stimme ertönte: „Hier Soldat ?“. Mein Vater antwortete „Nix Soldat“. Dann wurden wir aufgefordert, innerhalb von 2 Stunden unsere Wohnung zu räumen. Der Schreibtisch und der dazugehörige Sessel mussten da bleiben.

Meine Mutter war verzweifelt - nur 2 Stunden, um die Wohnung leer zu räumen - das war nicht zu schaffen. Auf ihre Bitte, uns mehr Zeit zu gewähren, ging der Kommandant dann ein. Viele Nachbar halfen uns. Das ganze Inventar befand sich dann in sieben Häusern in der Schützenstraße. Wir wurden zunächst bei Familie Diels in der Schützenstraße 1 aufgenommen.

1947 konnten wir in unsere Wohnung zurück. Es war manches beschädigt, so auch die beiden großen Heizungen im Keller, mit denen die Wohnungen versorgt wurden. Zum Glück blieben der Kachelofen im Wohnzimmer und der Küchenherd verschont, allerdings mussten wir uns noch Öfen für andere Räume anschaffen.

Die Winter waren damals sehr kalt und in einigen Räumen glitzerte Eis an den Wänden. Wir Kinder hatten Frost in den Füßen."
Quelle:  Friedrich  Bohlmann
Bauarbeiten • Familiengeschichte • Landwirtschaft • Neubau
Archiv-ID: 59128
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