Bahnhof Bergen/Dumme in Grabenstedt

Ortsangabe im Bildtitel
Datum: 19. Juni 1990
Zeitraum: 1991 - 2000

Ortskundige mögen bitte den Standort auf der Google-Maps-Karte bestätigen oder korrigieren. Vielen Dank

Das Bild wurde am 20. Juni 1990 in der EJZ veröffentlicht. Die Bildunterschrift lautet:

HÜHNER LAUFEN DORT, wo einst die Gleise lagen. Aber deutlich ist am Gebäude zu lesen „Bergen (Dumme)“. Für den Flecken an der Dumme hat die Öffnung der Verbindung zu den kleinen Dörfern seiner Umgebung und zu seinem ehemaligen Tor zur Welt, dem Bahnhof, eine große Bedeutung.

Der Artikel:

"Weg zum früheren Bahnhof frei
Bergens Bürgermeister erreichte Grenzöffnung über Dumme

Bergen. Weithin in Richtung Osten ist an dem ehemaligen Bahnhofsgebäude zu lesen: „Bergen/Dumme”. Aber wo die Gleise lagen, suchen jetzt Hühner nach Futter, stehen zwei Schafe im Pferch, wird Wäsche getrocknet. Der frühere Bahnhof ist zu einem normalen Wohnhaus geworden, dessen Bewohner an eine neue Bahnlinie Uelzen - Salzwedel noch nicht glauben. Für viele Bergener brachte der Dienstag jedoch einen weiteren Schritt in diese Richtung.

Seit gestern ist die Bezeichnung „Bahnhofstraße” in dem Flecken an der Dumme nicht mehr bloße Tradition. Zu Fuß und mit dem Fahrrad können die Bergener und ihre Feriengäste die Straße wieder benutzen, um über die Dumme in den Nachbarort Grabenstedt zu gelangen, wo der ehemalige Bahnhof steht. Wer mit dem Auto dorthin gelangen will, bleibt auf den Übergang B 71 über Seebenau angewiesen.
Durch hochgewachsene Hecken führt die Fortsetzung der Bergener Bahnhofstraße inzwischen in die feuchte Dummeniederung. Die Brücke über den Fluß war unpassierbar und wurde in den vergangenen Wochen unter anderem vom Bauhof der Samtgemeinde Clenze wieder hergerichtet. Dort, auf der Brücke, gaben gestern morgen Bergens Bürgermeister Heinrich Hildebrandt und seine Kollegin aus der Nachbargemeinde Andorf, Christel Schneppe, den Weg frei für den wohl letzten neuen Grenzübergang, bevor die Grenze völlig fällt.
Es war vor allem das ständige Betreiben von Bürgermeister Hildebrandt, das zu der Öffnung der Grenze an dieser Stelle geführt hat, berichtet Christel Schneppe den bei der Eröffnung anwesenden Bergenem, Grabenstedtem, Feriengästen sowie Vertretern von Polizei und Bundesgrenzschutz einerseits, Polizei und Grenztruppen andererseits. Konsequenterweise hatten Spaßvögel die Brücke über die Dumme „ Heinrich-Hildebrandt-Brücke ” getauft. Zehn Prozent der Aktivität sei allerdings auch von DDR-Seite ausgegangen.

Kaum ein Übergang ist für die Gemeinde, auf deren Gebiet er liegt, so wichtig, wie die Öffnung der Verbindung von Bergen zu seinem - wenn auch nur ehemaligen - Bahnhof. Zwar hatte der Dumme-Flecken schon vor allen anderen Kommunen einen Übergang vor dem Herbst 1989. Aber die verlorengegangenen Verbindungen Bergens zu seinen Nachbarorten kamen darüber nicht zustande. Das, so ist an der Dumme allenthalben zu hören, wird mit der Öffnung der kleinen Straßen anders werden.
Vorbehalte gegen die Straße durch die Dummeniederung nach Grabenstedt hatten vor allem Naturschützer. Für die Tierwelt hatten die unbegehbaren Wege durch die Feuchtwälder und die menschenleeren Wiesen zwischen den Zäunen eine große Bedeutung. Kraniche und andere selten gewordene Tiere könnten durch den neuen Trubel verscheucht werden, befürchteten vor allem die Vogelschützer. Diesen Bedenken wurde Rechnung getragen, indem der Weg nur für Fußgänger und Radfahrer freigegeben wurde. Gewonnen ist mangels Bahnlinie zwar nicht ein kürzerer Weg zum Bahnhof, wohl aber eine neue, lohnende Fahrradtour. -fk-"
Autor/-in:  Karl-Friedrich  Kassel
Quelle:    Gorleben Archiv e.V.
Bahnhof • Innerdeutsche Grenze
Archiv-ID: 59303
Kommentare
Jan Koennig 28.10.2024
Hallo, der Standort ist korrekt markiert. Ganz genau genommen, 20m weiter östlich, die Nadel-Spitze zeigt auf den ehem. Güterschuppen des Bahnhofs, das Bahnhofsgebäude ist rechts davon (in der Kartenansicht). Der Bahnhof hieß Bergen/Dumme, stand aber auf dem Gebiet von Klein Grabenstedt. Die Bahnlinie tangierte Bergen ja nicht direkt, aber man brauchte ja einen Bahnzugang. Meine Großeltern haben bis in die 1940er Jahre landwirtschaftliche Produkte und Tiere verschickt. Es gibt hier ein, zwei Fotos zu einer ähnlichen Aktion. Auch konnte über diesen Bahnhof die Kreisstadt Salzwedel erreicht werden, alternativ gab es wohl nur das Fahrrad. Heute ist der ehemalige Bahnhof eine Ruine, aber noch vorhanden. Der Weg nach Bergen ist ein wenig ertüchtigt worden, die Brücke über die Dumme erneuert. Man kann nun doch mit dem KFZ fahren, aber bitte mit Vorsicht!
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