Bühnenumbau im Gildehaus

Lüchow
Datum: 18. April 1959 (EJZ)
Zeitraum: 1946 - 1960

EJZ vom 18.4.1959:

"Wohlan, das Spiel kann beginnen! Heute festliche Weihe des neuen Lüchower Bühnenhauses

Lüchow. Wer noch am Mittwoch oder Donnerstag den Saal des Lüchower Gildehauses betrat, dem konnte bei dem Durcheinander von Drähten, Kabeln, Leitungen und anderen Materialien vor und auf der Bühne angst und bange werden. Das alles sollte bis zum Sonnabend noch zu einem geordneten Neuen, zu einem organischen Ganzen vereinigt werden? Das Unwahrscheinliche ist Wirklichkeit geworden. Heute nachmittag um 14 Uhr kann Architekt Apel das neue Bühnenhaus im Gildehause der Lüchower Schützengilde und dem Kulturring der Stadt termingerecht übergeben, und heute abend kann mit einer Aufführung der Goetz-Komödie „Hokuspokus" das Spiel beginnen.

Architekt Alfred Apel und alle an diesem stattlichen Bühnenausbau beteiligten Handwerker haben in 30 Arbeitstagen Unmögliches möglich gemacht. Am 11. März wurde der erste Spatenstich zu diesem Bauvorhaben getan, am 1. April konnte der neue Anbau gerichtet werden, und heute steht alles in strahlendem Glanz fix und fertig da. Das war nur durch die Einhaltung eines minutiösen Arbeitsplanes zu schaffen, in den sich jeder freiwillig und widerspruchslos einfügte. Die Organisation klappte wie am Schnürchen, ohne daß eine Überbeanspruchung aller beteiligten Handwerker dabei erforderlich war. Alle haben mit größtem Fleiß und vorbildlicher Arbeitsfreudigkeit Hand in Hand gearbeitet und gemeinsam ein Werk vollbracht, das der Schützengilde, dem Kulturring und der Stadt Lüchow zur Ehre gereichen wird.

Da werkten die Maurer der Firma Karl Franzke, die Zimmerer der Firma Georg Matern, die Dachdecker Hermann Brandts, die Klempner Hans Zöllners, die auch die Be- und Entwässerungsarbeiten ausführten, da legten die Männer des Straßenbaumeisters August Hahlbohm die Heizungskanäle, die Tischler Walter Wolfrath-Grabow und Walter Schulz-Lüchow die neuen Fußböden, gaben die Maler von Fa. Rudolf Schulz den Wänden Farbe und Glanz, sorgte Karl Bendfeldt für die Schlosserarbeiten, Steinmetzmeister Krempel für neue Treppen, besorgte Schmiedemeister Mahnkopf die Schweißarbeiten, machte Gustav Wede die Glaserarbeiten, lieferte die Firma Gornig den nötigen Stahl und die sanitären Einrichtungen und Elektromelster Artur Stolpe ordnete das Gewirr von Drähten und Kabeln zu funktionierenden Lichtleitungen. Die Firmen und Handwerker waren also 6 Wochen unablässig tätig, um unter Alfred Apels Leitung mit der Präzision eines Uhrwerks in vorbildlichem Zusammenwirken für Lüchow eine allen modernen Anforderungen Rechnung tragende Stätte zur Pflege der Kultur erstehen zu lassen, die alle Aufgaben erfüllen kann, die einer Kreisstadt an der Zonengrenze in erhöhtem Maße zufallen.

Die neue Bühne hat eine Tiefe von 10 und eine Breite von 11 Metern Sie kann durch den Einbau eines Zwischenvorhanges unterteilt werden, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, auf der hinteren Bühne neue Szenenbilder vorzubereiten, währendauf der vorderen das Spiel ungestört weitergeht. Die neuen Bühnenvorhänge wurden wiederum von der Firma Lederer-Hamburg geliefert und mit Unterstützung des Dekorateurs Walter Schweinhagen angebracht. Die Bühne ist mit 1,80 Meter breiten Seitengängen und einem 2.50 Meter breiten Gang im Hintergrunde umgeben, von denen aus sie über sechs bis sieben Gassen betreten werden kann. Hinter der Bühne schließen sich an den Gang vier mit allen Erfordernissen ausgestattete Ankleidekabinen für die Künstler und ein Regieraum an. die durch modernste Elektro-Speicheröfen geheizt werden, sowie eine Requisitenkammer und Toiletten. Rechts und links hinter der Bühne befinden sich seitliche Notausgänge und eine große Stahltür für den Transport von Kulissen. 16 Scheinwerfer, von denen einige in die Decke des Saals eingebaut wurden, und eine Fülle weiterer Beleuchtungskorper ermöglichen eine Ausleuchtung der Bühne nach neuzeitlichen Grundsätzen."

Die Auflistung der Handwerksbetriebe in obigem Text ist ein who-is-who der damaligen Lüchower Firmen mit unmittelbarem Bezug zur Schützengilde. Die Umsätze und damit auch die Steuereinnahmen blieben überwiegend in der Stadt. Das ist in heutigen Zeiten wohl in der Form und Konsequenz so nicht mehr möglich.
Autor/-in:  Kurt  Schmidt (tt)
Herkunft:  Axel  Schmidt
Quelle:  Torsten  Schoepe
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Bauarbeiten
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